In Sachsen-Anhalt steht man ja bekanntlich früher auf, was aber auch nicht davor bewahrt, eines Morgens ganz unverhofft von einem Zug erschlagen zu werden, der mir nichts dir nichts einfach von einem Hochhaus fällt. Ein Unfall, wie er tagtäglich passiert, und die Kohle von der Versicherung kann man sich natürlich abschminken.
Was nicht tagtäglich vorkommt, sind vielversprechende Demos von aufstrebenden jungen Bands. Zu groß ist die Masse an oft schon unterdurchschnittlichen Veröffentlichungen, an tausendfach gehörtem Material. Glücklicherweise findet sich mit UNHANDLED EXCEPTION eine Band, die sich auf ihrem ersten digitalen Gehversuch sehr ideenreich und überzeugend zeigt.
Während die Band bereits seit 2003 existiert, kam erst 2005 richtig Schwung ins Unternehmen, man teilte schon mit vielen namhaften Bands die Bretter, und seit Juni dieses Jahres kann sich jeder zuhause anhören, dass UNHANDLED EXCEPTION auch großer Namen würdig sind.
Nach einem kurzen Intro, in dem der unausweichliche Aufprall des Zuges zu hören ist, legen die fünf Mannen mit „It Lasts A Lifetime“ zunächst klar Richtung Melodic Death Metal los. Doch bevor man sich zu dem Gedanken „nicht schon wieder eine x-beliebige Melo-Death-Combo“ hinreißen lassen kann, fangen sie an zu variieren, was das Zeug hält.
Auf ihrem Mini-Album hört man neben astreinen Melo-Death-Passagen deutliche Einflüsse aus dem Bereich Metalcore und Hardcore, gewürzt mit etwas Neo-Thrash und generellem Modern Metal Feeling, und wenn’s richtig auf die Omme geben soll, erreichen sie sogar Grindcore-Qualitäten.
Desweiteren liegt der Band nichts ferner, als heiße Luftnummern zu produzieren, sondern beweist in ihren Songs ein Händchen für ausgefeiltes Kompositionstalent mit teils komplexeren Arrangements, Variation, Eingängigkeit und eigener Identität. Instrumental gesehen kommt wirklich jeder Bestandteil der Band zum Zug, seien es die schmissigen Riffs der Rhythmusfraktion, immer wieder eingestreute Soli, der dominante Bass bei meinem persönlichen Favoriten „Rotten Memories“, der mehr als variable Gesang, den sich die Band buchstäblich komplett teilt und der Schlagzeuger, der den Marsch bläst. Das geschieht mal ordentlich flott aber auch mit viel Groove in gemäßigteren, stampfenden Passagen.
Kurzum: „Freight Train Falls From A Skyscraper“ ist der mehr als gelungene Einstand einer Band, mit der man definitiv rechnen muss. Und ich gehe davon aus, dass man noch viel von ihnen hören wird, schließlich gehören sie nicht zu der großen Gruppe von Langweilern, die mit dem tausendsten Metalcore-Aufguss daherkommen und sich total innovativ finden.
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