Auch wenn es den Jungs von UNEARTHLY vermutlich mittlerweile schon zu den Ohren wieder herauskommen mag, aber folgender Vergleich liegt so dermaßen auf der Hand, dass jede halbwegs vernünftige Rezension über ihr bereits 2011 erschienenes Album „Flagellum Dei“ diesen zumindest irgendwo im Verlauf anbringt. Denn das bereits seit 1998 bestehende Blasphemie-Quartett aus Rio de Janeiro, paradoxerweise jener brasilianischen Stadt mit monumentaler Christusstatue auf dem Berg, lärmt auf ihrem vierten Album nicht nur wie eine Kopie von BEHEMOTH, sondern geht auch optisch in diese Richtung. Kein Wunder also, dass „Flagellum Dei“ in den Hertz Studios (Polen, u.a. BEHEMOTH, VADER, DECAPITATED, HATE) unter der Mithilfe der Wieslawski-Gebrüder Slawomir und Wojtek eingetrümmert wurde. Die Produktion stimmt somit schon mal.
Bisher nur im Heimatland Brasilien, sowie in Russland und der Ukraine erhältlich, erscheint die Platte jetzt auch überregional und ist in deutschen Plattenläden aufzufinden. UNEARTHLY gehen wie ihre polnischen Vorbilder technisch versiert mit Höchsttempo zu Werke, springen hier und da jedoch auch mal vom D-Zug ab und werten die vornehmlich im Up-Tempo gehaltenen Tracks durch manch akustische Momente („Seven Six Two“, „Baptized in Blood“), geschmeidige Soli-Attacken oder melodische Leads („My Fault“, „Eye For An Eye“) auf. Darüber hinwegtäuschen, dass alle Songs grundsätzlich nach ein und derselben Art gestrickt sind, können diese Passagen jedoch nicht. Denn es sind und bleiben lediglich Zusätze in einem austauschbaren Einheitsbrei aus ratternden Blastbeats, Double-Bass-Attacken und dem Äther entgegengefeuerten (Stakkato-)Riffs, der es auch nach mehrmaligem Hören schwer macht, die einzelnen Songs groß voneinander unterscheiden zu können. UNEARTHLY begehen zum Trotz aller musikalischen Fähigkeiten schlichtweg den Fehler, diese Mischung in jedem Song auf’s Neue anzuwenden. Eventuell würde das Ganze nicht so abgedroschen wirken, hätten BEHEMOTH diesen Stil nicht schon vor Jahren in Perfektion dargeboten. Denn schlecht ist das alles keinesfalls, jedoch schlichtweg nicht zwingend und überzeugend genug. Wie auch das monotone Gekeife von Frontmann Felipe Eregion, der in „Osmose Haeresis (Black Sun Part II)“ prominente Unterstützung von Steve Tucker (Ex-MORBID ANGEL) erhält, dieses aber nicht nennenswert herauszuhören ist. Der Versuch, dem Album zum Ende durch das Didgeridoo-Instrumental „Limbus“ ein wenig Leben und Abwechslung einzuhauchen kann „Flagellum Dei“ schlussendlich auch nicht in ein besseres Licht rücken, in dem es im Endeffekt steht.
Das Werk ist definitiv geeignet, um sich mal wieder ordentlich die Gehörgänge frei zu pusten, sollte man die BEHEMOTH-Werke aus den Jahren 2003 bis 2007 gerade nicht griffbereit haben. Die elf Tracks gehen ganz gut rein, aber leider auch ebenso schnell wieder raus. Trotzdem: Wem das aktuelle Album „The Satanist“ der übermächtigen Polen zu abwechslungsreich bzw. zu wenig Black/Death-lastig ist und eine verstärkte “The Apostasy“-Ausrichtung liebenswert gewesen wäre, wird mit diesem Werk möglichweise seine Freude haben. Stiltreuer Black/Death-Metal ohne große Überraschungsmomente.
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