Unearth - Watchers Of Rule

Review

UNEARTH sind eine jener Bands, die das Genre des Metalcore um die Jahrtausendwende mitbegründet haben. Ein gewisser Adam Dutkiewicz, besser bekannt als Gitarrist und kreativer Kopf von KILLSWITCH ENGAGE, der zweiten Genremutter, fungierte von Beginn an als Produzent für die Alben von UNEARTH und definierte damit einen Sound, dem in den folgenden Jahren tausende junger Bands nacheifern würden. Dennoch klangen beide Bands von Beginn an grundverschieden und tun es bis heute.

UNEARTH verbinden seit ihren Anfängen Melodie und Eingängigkeit mit enormem technischem Anspruch und Gitarrenleads, die ihren Ursprung im Melodic Death Metal nur sehr schwer verleugnen können. Nerviges Breakdown-Gereihe, kitschiger Klargesang oder andere Klischees des mittelmäßigen Metalcores hat diese Band bisher gekonnt umschiffen können und hat auch in Zeiten, in denen das Genre von halbgaren Acts überlaufen wurde, stets durch Qualität überzeugt. Daran ändert sich auch 2014 nichts. „Watchers Of Rule“, Studioalbum Nummer sechs, bietet über weite Strecken starke Kost – und das nicht nur für eingefleischte Metalcore-Jünger.

„The Swarm“, nach dem epischen Double Lead-Intro der eigentliche Opener des Albums, konnte bereits vor Veröffentlichung des Silberlings im Internet gehört werden. Der Song bricht die Qualitäten dieser Band und dieses Werkes ganz gut auf dreieinhalb Minuten herunter. Die Gitarren gehen teils heftig zu Werke, in Death Metal-Manier knüppeln die Blastbeats, immer jedoch begleitet den Hörer ein Lead-Feuerwerk, das sich im Refrain zu einem prägnanten Ohrwurmpart steigert. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch „From The Tombs Of Five Below“ und „Burial Lines“. Die beeindruckende Gitarrenarbeit von Buz McGrath und Ken Susi lässt sich am ehesten noch mit dem vergleichen, was JB Brubaker und Brant Rambler bei AUGUST BURNS RED abfeuern. Hier wird weit über zackige Melodeath-Zitate hinausgegangen. Vielmehr verleihen die Sechssaiter den Songs nicht selten eine zusätzliche Gesangsstimme.

Neben den melodieorientierteren Hassbatzen findet auf „Watchers Of Rule“ auch der Groove seinen Platz. „Never Cease“ und „Trail To Fire“ (das Introriff erinnert an DEVILDRIVERs „Dead To Rights“) nehmen den Fuß streckenweise etwas vom Gas und zelebrieren die entschleunigte Härte. Auch damit können UNEARTH durchaus überzeugen.

Auch auf Album Nummer sechs zeigen die Metalcore-Pioniere insgesamt keine Anzeichen von Schwäche. Selbstverständlich bleiben einige Parts mehr hängen als andere und auch wenn die Band den Genre-Baukasten großzügig ausnutzt und nur hochwertigstes Werkzeug verwendet, ist „Watchers Of Rule“ am Ende immer noch ein nach klaren, bekannten Vorgaben gefertigtes Werk. Ein weiteres Mal folgt man jedoch der bereits vom Vorgängeralbum bekannten Devise und wirft jeglichen überflüssigen Ballast rigoros von Bord. 35 Minuten, elf Songs, wenn alles gesagt ist, macht man den Sack halt einfach zu. Die Zukunft des Metalcores ist das hier vielleicht nicht, die Gegenwart hat bisher aber nur wenig Stärkeres zu bieten.

23.10.2014
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