Unearth - Darkness In The Light

Review

Mit “The Uncoming Storm” veröffentlichten UNEARTH aus Massachusetts 2004, Mitten im größten Aufbäumen der Metalcore-Welle, eines der vorzeigbarsten und besten Genre-Alben überhaupt. Auch das letzte Album der Band, “The March“ von 2008, entpuppte sich schnell als mitreißender Emotionsausbruch, bei dem die Band tiefer als je zuvor im Melodic Death und teilweise sogar im Thrash Metal grub. Die Gefahr, sich ähnlich wie beim zwischenzeitlich veröffentlichten “III: In The Eyes Of Fire” in eine kleinere Sackgasse zu manövrieren, war bezüglich der neuen Scheibe des Fünfers zumindest gegeben, aber, so viel kann schon verraten werden: Die Sorgen sind unbegründet.

Erneut klingen UNEARTH in erster Linie wie sie selbst, ein Verdienst vor allem der Gitarristen, deren komplexes, in allen metallischen Schattierungen wütendes Spiel die Grundsubstanz der Songs darstellt. Buzz McGrath und Ken Susi glänzen mit Riffs, Melodien, Leads und Soli, deren Haupteinfluss erneut schwedische Melodic Death-Bands darstellen, und bei denen in punkto Durchschlagskraft nur die Allerwenigsten mithalten können. Da gibt es eine ganze Menge Highlights zu beklatschen, in denen die Gitarren in bester AT-THE-GATES- oder IN-FLAMES-Manier allerfeinste Hooklines zaubern, oder Thrash-mäßige Killerriffs für einen erhöhten Adrenalinspiegel sorgen. Selbst Trevor Phillips, dessen etwas einseitiges Organ bisher eher Beiwerk als Hauptelement war, hat hörbar an sich gearbeitet und kann in einigen Songs teilweise mit DARKEST HOUR-mäßigem, rauem, melodischem Einschub glänzen. Ansonsten bleiben seine immer wieder eingestreuten Shouts neben den Breakdowns (die außer PARKWAY DRIVE keine Band so gut beherrscht wie UNEARTH), sicher das größte aus dem Hardcore entnommene Element. Im Grunde ihres Herzens sind UNEARTH aber eine Metalband, die Wert auf Songqualität und künstlerischen Anspruch legt.

 

Auffälligste Neuerung im Sound der Neu-Engländer ist sicherlich die Tatsache, dass Gitarrist Ken Susi zum ersten Mal seit “The Oncoming Storm” wieder ein paar Clean-Vocals beisteuert. Das geschieht in den allermeisten Fällen nicht in Form eines hundertfach wiederholten Refrains, sondern eher als überraschend und unheimlich passend eingesetztes Stilmittel für eine Bridge oder ein emotionales Songfinale. Erfreulich echt und ohne nerviges Audio-Tuning-Gefiepe produziert übrigens, von Stammproducer Adam D., der für diese Art Sound letztlich halt doch immer der richtige Mann ist.

 

Highlights gibt es eine ganze Menge, antesten könnte man zum Beispiel den furiosen Opener “Watch It Burn”, bei dem die Band direkt mal zeigt, wozu sie im Stande ist, oder das melodische, von toller Gitarrenarbeit getragene “The Fallen”. Ebenso erwähnenswert: “Shadow In The Light”, eine Vorzeige-Metalcore-Komposition mit herausragendem Gitarrensound inklusive traditionellem Solo, einem eingängigen Refrain und vollkommen passend eingesetzten Cleanvocals gegen Ende. Haben sollte man als Fan dieses Genres aber ohnehin das gesamte Album, denn “Darkness In The Light” beweist erneut, warum UNEARTH zweifellos eine der wichtigsten und musikalisch hochwertigsten Bands der viel gescholtenen Metalcore-Welt sind. Nach einigen Wochen intensivster Beschallung spreche ich den schon länger in mir schlummernden Satz hiermit aus: “Darkness In The Light” ist das beste Album, das UNEARTH bisher gemacht haben. Und sicherlich eines der besten der letzten Jahre im weit gefassten Genre des zeitgemäßen Metal.

22.06.2011
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