Undertow - Don't Pray To The Ashes...

Review

Galerie mit 16 Bildern: Undertow - Rock am Härtsfeldsee 2023

Ein absolutes Highlight des noch frühen Jahres stellt das sechste Album „Don’t Pray To The Ashes…“ der Schwaben UNDERTOW dar. Das Trio setzt dabei weiterhin den eingeschlagenen Weg konsequent und unbeirrt fort, Musik zu spielen, die zwar in der Basis Doomcore darstellt, aber aufgrund der massiven stilistischen Öffnungen in alle möglichen Richtungen auch wieder sehr schwierig zu kategorisieren ist. Puristische Schubladenliebhaber lesen also besser woanders weiter, denn hier wird dem Hörer schon eine gewisse musikalische Offenheit abverlangt. Doch es lohnt sich wirklich, die Scheuklappen abzulegen!

Natürlich finden sich auf „Don’t Pray To The Ashes…“ wieder wuchtige, intensive Doomcore-Groover wie die drückende, an (Entschuldigung) CROWBAR erinnernde Walze „Still Waiting“. Oder „Beyond Dreaming“, welches durch Gastgesang von Michelle Darkness (END OF GREEN) veredelt wird. Nicht nur durch seine tiefe, dunkel-klare Stimme, welche einen angenehmen Kontrast zu dem charmant rauen Organ von Joschi darstellt, ergeben sich gewisse Ähnlichkeiten zu TYPE O NEGATIVE. Aber es gibt noch mehr zu entdecken: Da wäre das mit einem wahren Iommi-Riff gesegnete „Smoke Garden“, welches mit einer göttlichen Hookline gesegnet ist. Zum Ende des Stücks kommen unvermittelt ruhige Klavierklänge und jazziges Schlagzeug Spiel. Ebenso eine starke Hookline finden wir in dem modern klingendem „Threeduble Chime“, welches auch mal die Grenzen zum Metalcore niederreißt, mit heftigen Breakdowns und dem überraschenden Einsatz einer Sitar. Und dann hätten wir noch die beiden harten, ungestümen Nummern „File Under Unexpected“ und „Drenched In Gasoline“, welche moderne Thrash-Metal-Brecher im hohen Tempobereich darstellen. Und vollkommen ungewohnt ist der Hidden Track in Form der Akustik-Ballade „Everything“.

Sämtliche Stücke leben von der melancholischen, wehmütigen und äußerst wandlungsfähigen Stimme von Joschi. Rau, gleichzeitig mit viel ergreifender Melodie, Charakter und Seele. Ebenso sind es die effektiven, kraftvollen und griffigen Riffs, welche vordergründig auf den Hörer einbrechen. Bemerkenswert ist, dass bei allem Abwechslungsreichtum auf „Don’t Pray To The Ashes“ alles ineinander überfließt, kein Element wirkt irgendwie aufgesetzt, alles klingt wie aus einem Guss. Im Vergleich zum Vorgänger „Milgram“ haben UNDERTOW in Sachen Härte noch etwas zugelegt, ebenso ist das Tempo im Schnitt höher, dafür wurde der Melodieanteil ein wenig runter geschraubt. Die Stücke wirken reifer, oder einfach besser, und explodieren fast vor lauter unbändiger Kraft. Ein intensiver, fesselnder Hörgenuss der besonderen Art. Ganz groß!

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15.01.2010

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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