Underoath - Erase Me

Review

Es war nur eine Frage der Zeit bis die Jungs von SLEEPWAVE ein neu… halt. Falsche Band. Es war nur eine Frage Zeit, bis die Jungs von UNDEROATH vollends der Versuchung einer Reunion verfallen werden. Bereits seit 2015 tourt die ehemalige Vorzeigegröße des – ebenfalls ehemals – christlichen Metalcores wieder erfolgreich durch die Weltgeschichte. Nun wird die feuchtfröhliche Wiedervereinigung durch neuen Output namens „Erase Me“ abgerundet, denn keine Band möchte auf ewig ihre bis zu 15 Jahre alten Schinken spielen.

UNDEROATH haben Marketing verstanden

Marketingtechnisch haben UNDEROATH, respektive Fearless Records, eigentlich alles richtig gemacht. Es wurde bis zur Fan-Schmerzgrenze geteasert, tagelang in Fan-Foren die wildesten Spekulationen angetrieben und schließlich die erste Singleauskopplung „On My Teeth“ veröffentlicht. Diesen als erstes Appetithäppchen nach mehr als acht Jahren Absenz auszuwählen war – wenn man das ganze Album betrachtet – eine kalkulierte Glanzleistung. Denn: Der Song ist der logische Übergang von „Ø (Disambiguation)“ zu „Erase Me“. „On My Teeth“ ist schnell, geradeaus, eingängig und hat als einziger Song auf der Platte noch so etwas wie den „UNDEROATH-Spirit“ von anno dazumal – der perfekte Einstand eben. Mit „Rapture“ als zweite Videosingle wird der UNDEROATH-Fan langsam, aber trotzdem schmerzhaft einer Tatsache konfrontiert. Nämlich, dass „On My Teeth“ nicht die Regel, sondern die Ausnahme auf dem Album sein könnte. Übermäßig glattgebügelter Pop-Core, der einzig und allein durch Aarons Drums nicht zur totalen Ausfallerscheinung absteigt. Kurz darauf werden die Stimmen die „Sellout“ schreien laut und der altbekannte BRING ME THE HORIZON-Vergleich macht die Runde, wodurch UNDEROATH abermals in aller Munde sind.

Der Vergleich hinkt – sofern man die Produktion mal außen vorlässt – allerdings stark, denn den Songs aktuellen Songs von Sykes Truppe fehlt es deutlich weniger an Substanz oder Eingängigkeit. Das gerade „I Gave Up“ noch ein Video spendiert bekommt, dürfte ebenfalls knallhart kalkuliert gewesen sein, denn der Song hätte tatsächlich der Feder von Oliver Sykes entspringen können und demonstriert ganz gut, dass UNDEROATH auch unter ihrem neuen Soundgewand gute Songs schreiben können. Im Prinzip sind „Rapture“ und „I Gave Up“ repräsentativ für das ganze Album. „Erase Me“ hat trotz seiner 180-Grad-Drehung im Sound seine lichten Momente. UNDEROATH, die gerne auch mal in brachialere Richtungen schielten, gibt es nicht mehr. Dennoch können Songs wie „It Has To Start Somewhere“ oder „Ihateit“ weitgehend überzeugen. Denn Spencer Chamberlain & Co. besinnen sich stellenweise ihrer Wurzeln und sich geben sich nicht vollends der „Verpoppung“ ihres Sounds hin. So mag zwar die eine Hälfte des Albums ganz gut sein, die verbleibenden sechs Songs hingegen sind einfach stinklangweilig, substanzlos und austauschbar. Wenn man einen Blick ins Innere von „Erase Me“ wirft und den Produzenten der Scheibe (Matt Squire*) ausfindig gemacht hat, wundert einen auch nichts mehr.

Durchschnittliches Comeback

UNDEROATH betonen seit dem Release von „On My Teeth“ immer wieder gerne, dass man dem Christentum den Rücken zugekehrt hat. Dennoch ist ihr Comeback näher an einem „christlichen“ Sound, als jemals ein Album zuvor. „Erase Me“ hat durchaus seine Momente, in seiner Gesamtheit kann die Platte allerdings den geschürten Erwartungen schlicht nicht gerecht werden. Es verkümmert in dem versteiften Versuch ein „krasses“ Comeback-Album zu sein zum absoluten Durchschnitt.

* Produzent und Songwriter der u. A. auch schon für Künstler wie ARIANA GRANDE, SUM 41, 3OH!3, ONE DIRECTION und SELENA GOMEZ tätig war.

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06.05.2018

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