Underoath - Disambiguation

Review

Mit dem Ausstieg von Drummer Aaron Gillespie scheinen sich Floridas Jesusfreaks von UNDEROATH auch über ihre stilistische Ausrichtung Gedanken gemacht zu haben und präsentieren sich auf ihrem neuesten Streich „Disambiguation“ in starker Form. Nicht nur ist der teilweise doch arg aus dem Rahmen fallende Cleangesang das Schlagwerkers weggefallen, auch kompositorisch haben sich die Herrschaften einige ordentliche Schritte Richtung Zugänglichkeit bewegt. Die auf den Vorgängern mitunter undurchsichtigen Frickelparts sind einer Herangehensweise gewichen, die man eher im Post-Hardcore oder Progressive Metal findet. Gesang gibt es auch noch, den übernimmt jetzt allerdings der hauptamtliche Fronter Spencer Chamberlain und macht dabei eine gute Figur: Die Vocals auf „Dismbiguation“ erscheine insgesamt homogener, fließender, und der angenehm aufgeräumte Gesamtsound steht der Band äußerst gut zu Gesicht.

„Disambiguation“ ist natürlich kein eingängiges Hitalbum und wie gewohnt sind ein paar Durchläufe nötig, um die Strukturen zu durchschauen, diesmal gibt es aber so gut wie keine Holperparts mehr, die das Hören von UNDEROATHs Musik in der Vergangenheit zu einer anstrengenden Sache werden ließen. Mit dem Opener „In Division“, der ruhigen und ziemlich authentisch wirkenden Schlussnummer „In Completion“ und dem ziemlich abgefahren-metallischen Tiefdruck-Angriff „My Deteriorating Decline“ sind ein paar echte Geheimtipps vertreten. Dass es trotz des zurückgefahrenen Chaos-Faktors noch eine Menge Details an den Instrumenten zu entdecken gibt, und besonders die Gitarristen diesmal ohne Hindernisse glänzen können, beweist, dass UNDEROATH auf dem richtigen Weg sind und sicherlich neue Fans gewinnen können, denen es vorher etwas zu heftig drunter und drüber ging.

„Disambiguation“ ist also ein interessantes Album, das auch atmosphärisch punkten kann und zu diversen aufmerksamen Durchgängen verleitet. Dass sich die Band nicht plötzlich auf pures Hitsongwriting verlässt und die Ecken und Kanten, wenn auch in anderer Form, beibehält, ist ihr hoch anzurechnen, auch wenn man bei dem etwas unspektakulären „Driftwood“ feststellen kann, dass die liebgewonnene Songwritingformel manchen Songs nach wie vor ein wenig den eigenen, herausstechenden Charakter nimmt, und es immer noch schwierig ist, sich hinterher an ganz große Gänsehautmomente zu erinnern. Hätten UNDEROATH noch den ein oder anderen herausragenden Augenblick zu bieten, wären sicherlich noch mehr Punkte drin. So bleibt aber zumindest ein Ausrufezeichen.

07.11.2010
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