Under The Pledge Of Secrecy - Empire Of Bastards

Review

Mit ihrem Full-Length-Debüt „Black Hole Mass Evolution“ schlugen UNDER THE PLEDGE OF SECRECY ziemlich wuchtig ein und ließen ihrer giftigen Mixtur aus Death, Math, Sludge und vielleicht auch dem ein oder anderen Stück angeschwärzter Kruste freien Lauf. Die Band zeigte rege Aktivität und die Zeichen standen nach einem solchen Debüt natürlich auf Sturm. Doch dann wurde es gegen Oktober 2017 etwas stiller um die Aachener. Über ein Jahr später dann ließen UNDER THE PLEDGE OF SECRECY endlich wieder von sich hören bzw. lesen.

Es habe in der Zwischenzeit einen einschneidenden Wandel im Lineup gegeben, nach welchem die Band mit nur zwei Mitgliedern da steht. Stefan K. hat die Schlagzeug- und Gesangsparts übernommen, während Thorsten S. in sämtliche Saiten greift. Wichtiger aber: Die Arbeiten am neuen Album liefen im Jahr der vermeintlichen Abstinenz bereits auf Hochtouren und besagtes Werk wurde für Anfang 2019 angekündigt. Gut Ding will aber bekanntlich Weile haben und so zog sich die Sache noch lange hin. Erst im September konnte die Band verkünden, dass das Album dank der Arbeit von Jaime Gomez Arellano in den Orgone Studios London (u. a. PARADISE LOST, GHOST) endlich den passenden Sound verpasst bekommen hat.

UNDER THE PLEDGE OF SECRECY lockern die Math-Schraube etwas

Jetzt aber – endlich! – ist der Nachfolger von „Black Hole Mass Evolution“ da. Er präsentiert sich in Form von „Empire Of Bastards“ – und es brennt die Frage auf den Nägeln: Hat sich das Warten gelohnt? Was konnte die zum Duo geschrumpfte Band aus ihrer Situation machen? Greift die neue Platte den Sound des Debüts auf, geht sie einen Schritt weiter – oder doch einen zurück? So seltsam es klingt: Es ist ein bisschen was von allem dabei. Veränderungen hat es natürlich in jedem Falle gegeben. Das erste, was auffallen dürfte, ist, dass das neue Album ein gutes Stück länger als der Vorgänger ist.

Für den spätestens eben auf „Black Hole Mass Evolution“ einzementierten, intensiven und wilden Sound bedeutet das natürlich Einschnitte im Interesse der Dynamik, welche die Aachener jedoch geschickt und abwechslungsreich managen. Statt die Platte aufzuweichen, impfen UNDER THE PLEDGE OF SECRECY zum Beispiel mehr heavy groovende Passagen in ihre Songs ein. Damit drängen sich vor allem bei einem „Psychotic Eclipse“ die NILE-, stellenweise sogar OBSCURA-Vergleiche etwas mehr auf, während die Riffs und die Rhythmik durch die etwas zurückgefahrenen Mathcore-Komponente nicht mehr so unberechenbar herum zuckeln.

Dafür zieht „Empire Of Bastards“ an anderer Stelle an

Dadurch weisen mehr Tracks einen markanten Fokus auf stringentes Songwriting auf, der die Platte jedoch nicht gleich automatisch zugänglicher geschweige denn sanfter macht, sondern mehr eine songschreiberische Umsicht bei gleich gebliebener Intensität zur Schau stellt. Hier geht es immer noch wild und extrem zu Sache mit scharfkantigen, impulsiven und mitunter auch sehr abrupten Rhythmen und einer präzisen Gitarrenarbeit, vor der man umso mehr Respekt hat, wenn man bedenkt, dass die Band „Empire Of Bastards“ als Duo eingetrümmert hat. Der Grad an Aggression ist also immer noch sehr hoch und wird zusätzlich durch das manische Gekeife von Stefan K. befeuert, der sich amtlich die Seele aus dem Leib brüllt.

Die Band drückt ordentlich auf die Tube, fletscht die Zähne und stürzt sich nicht weniger inbrünstig auf ihre Beute. Dennoch streuen die Aachener mit dem Instrumental „March Of The Faceless“ und dem Rausschmeißer „The Unforseen“ noch zwei erfrischende Schmankerl ein, die das Gesamtbild gewinnbringend abrunden. Erstgenanntes überrascht mit großen, dramatischen Melodien und einer stampfenden Rhythmik, die den Song eine zusätzliche, geradezu epische Durchschlagskraft verleiht. Der Rausschmeißer schlägt in eine ähnliche Kerbe, verleiht den Melodien aber deutlich mehr Nachdruck, fast als würden UNDER THE PLEDGE OF SECRECY den Weltuntergang herbei singen wollen.

Gut Ding will Weile haben

Das Ganze glänzt durchweg durch eine hervorragende, druckvolle Produktion, die den Hörer die unbändige Energie hinter dem Sound spüren lässt, bei der aber gleichzeitig die diffizilen Riffs jederzeit transparent herausgearbeitet sind. Das Warten hat sich also gelohnt: UNDER THE PLEDGE OF SECRECY kredenzen uns zum Ende des Jahres noch einmal ein spätes Highlight in Sachen extremer Musik, die technisch auf höchsten Niveau dargeboten wird. Die Lockerung der Mathcore-Komponente im Sinne eines noch strafferen Sounds hat also gefruchtet und ein biestiges, technisches Groove-Monster erschaffen, das man als Technik-Brutalo mit ins nächste Jahr nehmen sollte.

Bleibt nur, Anthony Fantano zu paraphrasieren: „You just had to fuck with the list…“

20.12.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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