Ich stehe neuen Bands generell sehr skeptisch gegenüber, schließlich habe ich eine nette Ansammung von wirklich genialen Black-Metal-Scheiben im Schrank stehen, warum sich also krampfhaft mit neuem, meist nur lauwarm aufgewärmten abgeben? So sollte niemand überrascht sein, dass mir der Name UNDER THAT SPELL bisher lediglich von diversen Flyern bekannt war und auch der Name Dionysis (Ex-HELRUNAR) in mir keinerlei Gefühle der Sorte „Muss ich unbedingt haben, so schnell wie möglich!“ weckte.
Nun durfte ich, dank unerwarteter Zufälle doch in den Genuss von „Apotheosis“ kommen, und dabei guckte ich mich dann doch etwas verdutzt um. UNDER THAT SPELL peitschen in überhöhter Geschwindigkeit die Rollbahn runter, hauen einem zwischendrein noch ein paar kalte Riffs um die Ohren und bleiben dann einfach stecken, und genau das verwirrt mich etwas. Das Können ist ihnen an allen Ecken und Enden anzumerken, auch die durchaus druckvolle, aber charmante Produktion hüllt das Album in ein feines Gewand, aber hängen will einfach nichts bleiben. Selbst nach mehrmaligem Hören kann ich den manchmal sogar wirklich hymnenhaften Riffs wenig abgewinnen, auch die Alibi-Akustik-Parts machen einen völlig überflüssigen Eindruck und auch das feine Tempo will nicht so richtig knallen. Der Grund dafür ist dann doch banaler, als ich anfangs angenommen hatte. UNDER THAT SPELL sind beliebig, haben nette Riffs aus Skandinavien importiert, sind kalt und schnell, doch es fehlt das Eigene, das Begeisternde, und genau daran scheitert „Apotheosis“ bei mir. Selbst in gedrosseltem Tempo und mit ein wenig Groove ausgestattet will der Funke sich nicht entzünden.
„Apotheosis“ ist also nun wirklich nichts, was mich von meinem Hocker reißt, und im Nachhinein betrachtet ist es mir ziemlich egal, dass das Album überhaupt erschienen ist. Mit Sicherheit werden UNDER THAT SPELL ihre Freunde finden und das auch in gewissem Maße zu Recht, denn solide ist das Album allemal. Allerdings ist es weder bahnbrechend, noch kraftvoll genug, um aus dem Wust aus soliden bis wirklich begeisternden Veröffentlichungen der letzten Jahre herauszuragen – war eigentlich zu erwarten.
Kann dem Review in dem Punkt zustimmen, dass die Band definitiv was kann. Beim Punkt "Innovation" stimme ich ebenso überein. Aber: wer ist heute noch innovativ? Mir ist ein gut gespielter "alter" Stil lieber als etwas Unausgegorenes, das der betreffende Komponist oder das Label als Innovation und bahnbrechend verkaufen wollen. Letzteres wollen UTS eben nicht. Und das hört man an allen Ecken und Enden. Norwegen und Schweden haben sicher viele Spuren hinterlassen. Ich würde sagen, dass das Material grob in die "alte" Helrunar-Richtung. Wen wunderts, ob der ehmaligen Mitgliedschaft des UTS-Masterminds Dionysos. Und damit erklären sich auch die hymnischen Abschnitte. Bei Lied Nummer sechs, "Their Last Creation", bekommen wir dies beispielsweise mit einem deftigen Unanimated-Einschlag präsentiert. DER Ohrwurm der Scheibe. Wenngleich er auch nicht ganz so ausgefeilt wie beim Original aus den Lautsprechern schallt. Aber: er bleibt hängen. Was zumindest in meinem Fall auch bei den meisten anderen Liedern klappt (außer vielleicht beim Song nach dem Intro, der durch mehr oder weniger stumpfes Geschrote auffällt und einen in die Irre leitet). Förderlich ist dabei die recht große Breite an Tempi- und Rythmenwechsel sowie Brückenelementen. Apotheosis gehört für mich ohne Zweifel zu den besseren Veröffentlichungen des Genres. Womit ich zumindest mal ein Probehören anraten möchte. 8 Punkte mit einem "Plus" (also eher 8,25 ;-))
@steffen
Es gibt genug die heute noch bm alben mit innovation rausbringen und was neues machen. Einfach mal den Blick über den Tellerrand riskieren. Wünschenswert auch in andere Länder als Deutschland und Skandinavien!
@tyranid (auch wenns etwas spät für eine Antwort ist): was ist denn das für eine oberlehrerhafte Empfehlung? Aus welcher meiner Zeilen willst Du denn rauslesen, dass ich die Existenz von Innovativem komplett ausschließe? Nach über 20 Jahren Metal kann ich getrost sagen, dass Innovationen dünn gesät sind, und über den Tellerrand schaue ich, stelle Dir vor, ständig. Die Vermischung von Stilen ist für mich allerdings kaum eine Innovation. Meist sind es nur einigermaßen überraschende Elemente, die Bands in ihre Musik integrieren, keine echten Innovationen (da sollte man sich in der Beurteilung halt nicht von der Werbung oder Promotexten beeinflussen lassen). Nur ein total neuer Stil wäre eine Innovation. Aber es war eben alles schon mal da. Wie im Pop wird mittlerweile in der Vergangenheit gewildert. Mittlerweile kopieren Bands sogar schon den alten Sound (siehe zB Striker). Wenns aber gut gemacht ist und inspiriert und mitreißend klingt, ist mir das aber auf jeden FAll lieber als eine Band, die auf Teufel komm raus "innovativ" (was in den meisten Fällen nur möchtegerninnovativ ist) klingen möchte, dabei aber abstinkt.