Unbound - Wicked World

Review

Nach satten elf Jahren Leerlauf schafft es „Wicked World“, die dritte Platte der schwäbischen Doomcore-Combo UNBOUND, nahtlos an seine Vorgänger „In Infinity“ (2000) und „Revenge For Innocent“ (2004) anzuknüpfen. Die Produktion von Achim Köhler, der unter anderem bereits bei PRIMAL FEAR und SINNER mitmischte, hinterlässt hier Spuren: Die gewaltigen Klangberge quellen im Vergleich zu den Frühwerken transparenter und stimmiger aus den Boxen, ohne jedoch an Brutalität einzubüßen. Das Recording der Gitarren wurde mangels kompletter Besetzung vom ehemaligen UNBOUND-Mitglied Achim Tillmann vollzogen. Mittlerweile hat Frontmann Marshl nach knapp einer Dekade reger Line-up-Wechsel aber vier Mitstreiter (Max und Cedric – Gitarren, Chris – Bass, Vali – Schlagzeug) um sich scharen können – es ist der Band zu wünschen, dass die Zukunft etwas stringenter verläuft.

Doch genug der alten Kamellen, nun zur Scheibe: Der Opener „Race Against Time“ ist sicher nicht der stärkste Track der Platte, hämmert aber trotzdem ordentlich drauflos. Anschließend wird bei „Egoist“ das Tempo nach unten geschraubt, bevor sich „Still Weight Down With Sorrow“ in Sludge-Manier in die Ohren windet. Konstant brüllt Marshl sich die Seele aus dem Leib – eine ansprechende Entwicklung im Vergleich zu den Anfangstagen, in denen Clean-Passagen bei UNBOUND keine Seltenheit waren.

Höhepunkt der Platte ist das vergleichsweise vielschichtige „God For A Day“: Hier schlägt die Groovekeule nach dem gemäßigten Einstieg umso härter zu. Der anfängliche knödelige Clean-Gesang ist auch schnell vergessen, da der Track im Folgenden durch eingängige Soli und atmosphärische Stimmbandgrenzgänge vor einer stampfenden Riffingwand beeindruckt. Vergleichbar brachiale Gitarrenarbeit wird auch in „Explosion“ und „Worlds Collide“ verrichtet. Wem da nicht ein Muskel zuckt, ist nicht zu helfen. Zum Abschluss halten „Violated Soul“ und „Resurrection“ nicht weniger derben Drive bereit. Durchzug bis zum Schluss – jawoll!

Spektakuläre Ausreißer und immense Abwechslung bietet die Platte kaum. Jedoch ist das nicht wirklich nötig, da jeder Track mit drückendem Groove aufwartet und dank stetem Vortrieb auch in den doomlastigen Stücken wie „Life’s Lost“ keine Langeweile aufkommt. Wer sich gern im Genredreieck Death-Doom-Sludge bewegt und zudem noch mit Größen wie CROWBAR und DOWN sympathisiert, wird an dieser LP zweifelsfrei Freude haben.

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25.06.2015

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