Unbound - Revenge For The Innocent

Review

Tja, von Unbound hatte ich ja schon verdammt viel Gutes im Vorfeld vernommen, so dass ich mich über die Zuteilung der aktuellen Platte (V.Ö. 19.04.04) zuerst freudig erregen konnte. Die deutsche Band wurde schließlich im gleichen Atemzug mit Größen wie Pantera, Crowbar, Sabbath, Candlemass und Saint Vitus genannt – das Ganze mit nem dicken HC Einschlag verfeinert. Zugegeben … Unbound treiben sich ja auch im Stilmisch aus Doom, modernem Thrash und zudem HardCore herum (hin und wieder deuten sich auch Stoner-Strukturen an), aber dem direkten Vergleich mit den vorgenannten Bands halten sie nicht sonderlich lange stand. Weder können sie die herzzerreißenden, morbiden Melodien einer Combo wie Crowbar auf Platte bannen, die stets für eine bedrückende/melancholische Atmosphäre sorgen, noch sind sie in der Lage, die Aggressivität und den unbändigen Drive von Pantera zu transportieren. Zwar walzen die Jungs ganz gut los, aber wirklich mitnehmen können sie den Hörer nicht. Unglücklicherweise treten in den Songs immer nur ein paar Fetzen auf, die eindrucksvoll belegen, zu was diese Band eigentlich imstande sein könnte … aber kurz bevor die Chose voll durchzünden kann, gibt’s nen Rohrkrepierer … und das, obwohl das Material im Grunde recht abwechslungsreich gestaltet ist. Einfach zu langweilig mutet das ansonsten solide Klampfenspiel an, auch wenn man sich immer wieder (z.B. wie bei „King Slave“) an typischem Pantera Riffing versucht oder gar wie bei „Internal War“ ein wenig Todesbleigeschrubbe einfließen lässt. Freilich muss nicht jeder Track ein Dimebag-mäßiges Sologeflitze aufweisen – allerdings würde gerade das ein wenig die Songs auflockern und extrem bereichern. Leider krankt es auch arg im Schlagzeugbereich … sicherlich wäre es ziemlich unfair, sofortige Vergleiche mit einem Timingwunder wie Shane Gaalaas zu ziehen, der bei der LA HC/NeoThrash Kapelle Diesel Machine hinter der Schießbude glänzt oder etwa mit einem Altmeister Vinnie Paul – aber irgendwie klingt das Getrommel zu uninspiriert/belanglos und zudem dann auch noch zu schwachbrüstig (obwohl die Studioleitung Stefan Köllner innehatte, der seines Zeichens Drummer ist). Aber wo wir gerade bei Diesel Machine sind : Absolutes Highlight Unbounds ist unbestreitbar Brüllwürfel Marcel Stefanec, der bei den leicht verschleimten-heiseren „Gesangs“parts angenehm an A.J. Cavalier erinnert. Auch Phil Anselmo scheint dem Herrn nicht völlig unbekannt zu sein, auch wenn dessen charismatisches Geschreie noch nicht ganz erreicht wird. Allerdings zeigt sich der Unbound Fronter sehr wandlungsfähig und präsentiert sich auf „Godless“ zunächst wie ein elvis-beeinflusster Powermetaller mit starken Candlemass-Einschlag, nur um dann in mächtiges Gekeife überzugehen. Hut ab, der Kerl hat es einfach drauf. Leider hält das Songwriting diesen hohen Standard nicht … aber wer weiß, was uns Unbound das nächste Mal präsentieren. Man muss sicher nicht zwingend Amerikaner sein, um in diesem Genre gute Alben rauszuhaun. Es ist ja bei Weitem nicht so, dass die Platte ein kompletter Ausfall wäre … vielleicht ist die Band auch nur an den hohen Erwartungen gescheitert. Auf in die nächste Runde, Leute !

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09.04.2004

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