Ulytau - Two Warriors

Review

Spätestens seit dem Erfolg von APOCALYPTICA, die neben eigenen Stücken auch bekannte Rock- und Metalsongs auf dem Cello interpretieren, sind an Klassik angelehnte Instrumentalsongs auch wieder für den Rocker und eingefleischten Metalhead salonfähig geworden, während jedem, der es etwas barocker mag und ein gewisses Alter bereits überschritten hat, auch RONDÒ VENEZIANO noch ein Begriff sein wird: Vor allem Songs wie „La Serenissima“ oder „Odissea Veneziana“ bleiben unvergessen.

Ausgerechnet in diese Stiefel sollen die Kasachen ULYTAU, bestehend aus der bildhübschen Violinistin Nurgaisha Sadvakasova, Maxim Kichigin (Guitar), Erjan Alimbetov (Dombra), Roman Adonin (Keyboards), Evgeny Sizov (Bass) und Igor Djavad-Zade (Drums), treten und werden bereits im Vorfeld als die Entdeckung des Jahres vermarktet. Dabei besteht die Band seit gut acht Jahren und veröffentlichte ihr Debütalbum „Jumyr-Kylysh“ bereits 2006, während das Album in Deutschland erst dieser Tage mit dem Titel „Two Warriors“ unters Volk gebracht wird.

Musikalisch durchaus faszinierend verbinden ULYTAU den westlichen und östlichen Kulturkreis, basierend auf der Grundlage moderner Rockmusik und klassischen Stücken von Bach, Vivaldi, Paganini, Dauletkerey, Tattimbet oder Tlendiev, und möchten mit ihrer Musik sowohl die kasachische Tradition des Dombra-Spiels fördern wie auch moderne Elemente einfließen lassen. Das gelingt dem Sextett soweit hervorragend, denn technisch ist das Gitarrespiel und insbesondere die Geige auf höchstem Niveau, wobei gerade durch das Dombra-Spiel der dicke Exotenbonus winkt. Ansonsten nämlich unterscheiden sich ULYTAU nur marginal von RONDÓ VENEZIANO und ähnlichen Projekten. Allerdings sind Stücke wie „Toccata And Fugue“ sowie der „Türkische Marsch“ bereits so abgedroschen, dass das Dombra-Spiel in Belanglosigkeit abdriftet und der Exotenbonus hier überhaupt nicht mehr zum Tragen kommt. Einzig und allein der Titelsong wird seinem Anspruch gerecht: Hier verweben sich klassische Folklore-Themen mit melancholischen Ausflügen und harten Gitarrenlinien zu einer berauschend schönen Melodie, die bei geschlossenen Augen Bilder einer teilweise noch unberührten Wald- und Gebirgsregion des Landes abspielt.

Während Rockmusik und Metal im Iran oder in Pakistan immer noch ein Politikum aber keinen Einzelfall mehr darstellt, und der Westen seine gierigen Finger nach gerade solchen Exoten ausstreckt, die eine eigene Note mit sich bringen, kommt eine Band wie ULYTAU genau richtig. Dabei wissen wohl die wenigsten, dass Kasachstan nicht nur das neuntgrößte Land unseres Planeten ist und ziemlich genau in der Mitte Eurasiens liegt, sondern auch eines der rohstoffreichsten Länder der Erde.

Musikalisch aber müssen wir uns nichts vormachen: ULYTAU beherrschen ihre Instrumente, doch mit etwas Hingabe zur Musik und viel Übung kann wirklich jeder, ganz gleich seiner Herkunft, die hier nachgespielten Klassik-Klassiker selbst vortragen. Nur die leicht aufpolierte Interpretationsweise und das immer wieder zum Einsatz kommende Dombra runden diese Veröffentlichung ab, aber das ist – auch wenn das Sextett sehr sympathisch agiert – ehrlich gesagt zu wenig um zu begeistern und auf Dauer vor der heimischen Stereo-Anlage zu fesseln.

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19.07.2009

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