Ulver - Silencing The Singing

Review

„Silencing The Singing“ ist der dritte Teil der „gespenstischen Ulver-Trilogie, in der Unwirklichkeit und höhere Realität sich berühren, wo der Mensch sich auflöst im unendlichen Raum“, in dem es einem trotz Leere und Kälte ganz warm werden kann…in dem die Grenzen zwischen einem Traum und Alptraum gar nicht so weit voneinander liegen…Dieses Werk könnt Ihr als eine direkte Fortsetzung von „Silence Teaches You How To Sing“ sehen (die Trilogie bildet auch eine Ganzheit, aber um darüber zu schreiben, müsste ich jetzt die drei Werke auf einmal rezensieren) und dann werdet Ihr hören, wie die „Stille“ mehr einer musikalischen Form zustrebt. Hier handelt es sich nicht nur um überlagerte Geräusche. Garm ist hier ganz verstummt, unauffindbar hinter den gläsernen Wänden aus Klang, um die Stille „spielen“ zu lassen und sie im Endeffekt zum Ausgangspunkt – zum Schweigen zu bringen…Aber das deutet uns schon der Titel an. Diese EP fängt mit „Darling Didn’t We Kill You?“ genau dort an, wo „Silence Teaches You How To Sing“ aufhörte. Leicht gezupfte Gitarren, elektronische Crackles und tiefe Klaviermelodien sind das Fundament, auf dem ULVER diesen Track aufgebaut haben. Die sehr atmosphärische und so traurige Instrumentenspielerei wird die ganze Zeit von verschiedensten Geräuschen, die sowohl für geheimnisvolle Stimmung, als auch für die Verstärkung der Intensität der Eindrücke sorgen, begleitet. Einerseits ein interessanter Kontrast der im Vordergrund stehenden Musik zu den irgendwie so außerirdischen Hintergrundelementen. Realität contra Traum? Andererseits kein Kontrast, sondern eine sehr harmonische Zusammenarbeit. Da könnte man wirklich vieles reininterpretieren und auch wenn der Titel eine eventuelle Lösung suggeriert, macht es Spaß, die Augen zuzumachen und der Phantasie freien Lauf zu lassen…“Speak Dead Speaker“ ist ein sehr leise gehaltenes Lied, das in eine Welt entführt, wo vor allem artifizielle, futuristische Kühle und elektrische Melancholie ausatmende Maschinenmusik herrscht, aber eben nicht nur – mich begeistert vor allem das Kontrabassspiel…erst mal ohne irgendwelche Backgroundsounds, dann begleitet von subtilen Violinen, um am Ende wieder in eine seltsame Cybernetic-Dimension, wo unterschiedlichste Klangteilchen herumfliegen, transportiert zu werden… Schon wieder eine Spielerei der Kontraste…Die Zukunft contra Gegenwart? Hmmm…Der Punkt wird mit „Not Saved“ gesetzt. Diesen Track zeichnen vor allem etwas lautere, einzelne Schläge der „letzten“ Glocken (?) aus, die zwar ihre Aufgabe, der Musik noch mehr Tragik zu verpassen erfüllen, meiner Meinung nach etwas zu „aufdringlich“ wirken. Bei diesem Stück kommt mir ein Vergleich zum „letzten Geleit“ in den Sinn, ähm…und ich glaube, das war auch Ulvers Intention!? Das Ende hört es sich so an, als ob die Seele die Erde verlassen würde…Hier spielt wirklich jedes Element seine Rolle und ich würde gerne jedes von ihnen beschreiben, dazu fehlen einem aber einfach die Worte…Die Musik ist einerseits so minimalistisch, andererseits spitzfindig und sehr präzise komponiert. Ich bewundere ULVERs Fähigkeit, mit Geräuschen so musizieren zu können und in ihren allegorischen Werken eine derart intensive Atmosphäre zu erzeugen. Eine Naturreise („Kveldssanger“), das Entdecken einer verdammten Stadt („Perdition City“), oder einfach das Schwelgen in sanfter Melancholie – Ulver ziehen den Zuhörer in ihren Bann, so dass er völlig hin und weg ist, von der Kraft, die den Stücken innewohnt…Was bleibt mir noch zu sagen? Folgt der Stille, um sie zu entdecken und ich freue mich voller Spannung und Erwartungen auf den Soundtrack zu „Lyckantropen“.

22.09.2002
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