Ulver - Sic Transit Gloria Mundi

Review

„Sic Transit Gloria Mundi“ – erst jetzt? Die Frage erscheint berechtigt, so haben ULVER die EP doch bereits im letzten Jahr digital via Bandcamp veröffentlicht. Nun ja, wie das Leben so spielt, im Dezember 2018 erscheint doch noch eine physische Version der EP als CD- und Vinyl-Variante.

Die Nachlese des Herrn Julius Caesar – „Sic Transit Gloria Mundi“

Hierzu wurde das ursprüngliche Material, zwei Überhänge des letzten Albums „The Assassination Of Julius Caesar“ (2017) und ein Cover von FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD, mit vier Live-Mitschnitten ergänzt. Das Material dieser Stücke stammt ebenfalls vollständig vom letzten Album, sodass die EP einen geschlossenen Kreis um diese bisher letzte Schaffensphase von ULVER zieht. In den Genuss der vier Live-Songs von drei verschiedenen Konzerten kommen übrigens nur Käufer der Vinyl-Version. Über die Ausstattung der physischen Version können wir an dieser Stelle allerdings wenig sagen, da die EP lediglich digital vorlag – Ironie des Musikjournalismus.

Und diese bisher letzte Phase des ulverschen Œuvres hat es bekanntermaßen in sich. Der Kollege Klug fasste dies so gut für ein befreundetes Magazin zusammen, dass selbst Wikipedia gern zitiert: „Alex Klug von laut.de bezeichnet The Assassination of Julius Caesar als den wohl provokativsten Kreativsprung seit dem mittlerweile neunzehn Jahre alten Befreiungsschlag ‘The Marriage Of Heaven And Hell’“.

Das Schöne bei ULVER ist, dass auch diese neue Periode mit der gleichen rücksichtslosen Hingabe wie seinerzeit der schwarzmetallisch primitive Ausbruch „Nattens Madrigal“ (1997) inszeniert wird. Zu keiner Zeit gibt es ein halbherziges Nachtrauern nach alten Taten. Diese Schnitte sind gnadenlos, klar und kennen kein Zurück. Der unglaubliche Schmachtfetzen namens „The Power Of Love“ ist dabei nur die extremste Auslegung dieser Konsequenz. Es ist keinesfalls übertrieben, diesen Song als Gegenpol zu „Of Wolf And Fear“ zu betrachten. Nein, man muss diese neuen ULVER nicht mögen. Man kann allerdings ohne Zweifel anerkennen, dass diese Hingabe zu verschiedensten Genres, vielleicht sogar als handwerkliche Übung, stets mit dem Fokus der höchsten Konkurrenzfähigkeit, jedesmal in vollster Güte gelingt.

Betrachten wir eine intensive Pop- bzw. Wave-Nummer wie „Bring Your Dead“, durchzogen von Melancholie, poppigem Goth-Flow und unverhohlenem Achtziger-Feeling. Auch das etwas progressivere „Echo Chamber (Room Of Tears)“ mit eindringlichen Wohlfühlgesang erreicht diese unverschämt hohe Qualität von „Bring Your Dead“, sodass auf der Habenseite und als Kaufargument für „Sic Transit Gloria Mundi“ zwei verdammt starke Nachhänge von „The Assassination Of Julius Caesar“ stehen.

ULVER brauchen keine Noten…

Schlussendlich erscheint es fast unmöglich, eine Note unter diese EP zu schreiben. Da es die Statuten dieses Magazins allerdings vorsehen, startet hier lediglich ein Versuch. Zwei der drei wesentlichen Stücke sind überragend in ihrem Genre, „The Power Of Love“ hingegen überspannt den Bogen. Wenn man die Live-Mitschnitte subtrahiert, bleibt somit eine 70-prozentige Zielerreichung, welche sich in der Punktzahl sieben gut widerspiegelt. Und dabei soll es nun auch bleiben.

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30.12.2018

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3 Kommentare zu Ulver - Sic Transit Gloria Mundi

  1. ClutchNixon sagt:

    Da ich The Power of Love wirklich sehr gern mag, respektive vor einem Vierteljahrhundert (Alter…) zu jenem Song das erste Mal heftig knutschte, packe ich nochmal zwei fette Punkte oben drauf. Muss man sich nur trauen – ha!
    Schön, von je her erhaben, über allem stehend: Ulver.

    9/10
  2. royale sagt:

    wie immer – PERFEKT

    10/10
  3. nili68 sagt:

    Jetzt ist das Lied zu Ende und ich weiß schon nicht mehr, wie’s geklungen hat. Ich glaube, ich war etwas gelangweilt. Nein, hat nichts damit zu tun, dass es kein Metal ist..