Ulver - Childhood's End

Review

Öfter mal was Neues! Nachdem ULVER bereits zwei Mal die Ehre hatten, sich von anderen Künstlern in Form von Cover-Versionen huldigen zu lassen – einmal waren’s von den Wölfen selbst ausgewählte (elektronisch ausgerichtete) Projekte, einmal haben sich aus aller Welt ULVER-Liebhaber zusammengefunden, um sich dem Wolf auf eigene Weise zu nähern – und durch einen „Sworn“-Remix für EMPEROR und ihre sonnenschattige Version von BLACK SABBATHs „Solitude“ ein wenig selbst aktiv waren, kommt nun mit „Childhood’s End“ ein vollständiges Cover-Album.

Und nicht nur das: ULVER haben sich ausschließlich (Psychedelic) Rock-Songs aus den 1960er Jahren ausgesucht, um diesen ihren ureigenen Stempel aufzudrücken – und das schaffen sie auch! Ich muss an dieser Stelle jedoch erst einmal zugeben, dass ich zu jung und zu uninteressiert an 60er Rock bin, um alle 16 Originale zu kennen…

Das macht aber nichts, denn Original hin oder her – man kann auf „Childhood’s End“ gleich dreierlei bestaunen: Da wäre einerseits der deutlich hörbare originale Charakter der Songs, der unverkennbar die Atmosphäre der Sechziger atmet (so bewandert bin ich dann doch!) und auch von den avantgardistischen Norwegern (und Briten, jaja…) genügend Freiraum bekommt, um die Songs nicht vollständig ULVEResk klingen zu lassen.

Andererseits – und ich bin immer wieder erstaunt über das Feingefühl, das Krystoffer Rygg, Jørn H. Sværen, Tore Ylwizaker und Daniel O’Sullivan beweisen – schafft es der Vierer, das Ganze eben doch ganz nach ULVER klingen zu lassen. Und das, ohne sich zu wiederholen oder – wie schon gesagt – die Originale ihres ursprünglichen Charmes zu berauben. Und wer das nicht glaubt, sollte sich mal den Song „Magic Hollow“ in beiden Versionen anhören:

Schlussendlich kann sich der geneigte Hörer auch noch von dem Gefühl für Dramaturgie überzeugen, das ULVER auch hier an den Tag legen: Beginnt das Album mit „Bracelets Of Fingers“ (THE PRETTY THINGS), „Lament Of The Astral Cowboy“ (CURT BOETTCHER) und „Travel In The Dark Alone“ (GANDALF) noch verhältnismäßig gut gelaunt (sofern man bei ULVER überhaupt davon sprechen darf), sind spätere Songs wie „Dark Is The Bark“ (LEFT BANKE), „Velvet Sunsets“ (MUSIC EMPORIUM), bereits angesprochenes „Magic Hollow“ und das abschließende „Where Is Yesterday“ (UNITED STATES OF AMERICA) von tiefer Melancholie geprägt. ULVER schaffen es auf diese Weise, eine feine Balance zwischen kindlicher Unbeschwertheit, Sorglosigkeit und jugendlichem Abenteuerdrang auf der einen Seite, Sehnsucht nach eben diesen wohlbekannten, mit dem Alter aber unwiederbringlichen Gefühlen auf der anderen Seite, zu erzeugen und damit den Albumtitel perfekt umzusetzen. Ebenso stimmig ist hier übrigens das Artwork, das – wie so häufig – von Trine Og Kim stammt und sowohl den Titel als auch die Atmosphäre des Albums einfängt. Toll.

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24.05.2012

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