ULVER – eine an sich sehr kontroverse Band, die in ihrem Schaffen schon verschiedene Stile eingeschlagen hat. Nach den letzten, in Klang & Ton konsequenten Trilogie-Werken schienen die Norweger ihren Weg gefunden zu haben, doch dies wird auf „A Quick Fix Of Melancholy“ dementiert. Nachdem Garm & Co. die für sie zu eng gesteckten Pfade des Black Metals verlassen haben und sich dem Schallandschaftsurbanisierungsprozess hingegeben haben, um die Stadt der Verdammnis musikalisch erfassbar zu machen…nachdem sie die Stille zum Singen gebracht haben, geben sie ihre „Suche“ nicht auf und erforschen weiter das Klanguniversum. Auf „A Quick Fix Of Melancholy“ strebt die Melancholie einer neuen musikalischen Form zu und als uns Garm schon zwischen gläsernen Klangwänden verstummte, ist sein letztes Wort noch längst nicht gefallen. Weiterhin minimalistisch geraten, doch im Vergleich zu den Silence-EPs lassen ULVER den Instrumenten klaren Vortritt, ohne ihnen jedoch diesen gewissen Freiraum zu nehmen. Die einzelnen Tracks fließen zwar ineinander und erschaffen das Gefühl eines Ganzen, aber auch als Einzelteile ist ihre Existenz durchaus gerechtfertigt. Das EPchen wagt sich auf neue Terrains, glänzt durch neue Strukturen und neue Stilmittel, dank derer Garm noch mal den Zuhörer in seinen Bann zieht. Ambientbackgrounds, stellenweise neoklassisch angehaucht und von dieser schon fast filmliken Spannung begleitet, arbeiten mit sortierten Extrakosten und diesmal etwas in den Hintergrund gerückten Elektroteilchen zusammen, erschaffen eine dichte Stimmung, deren Melancholieausdruck an Dead Can Dance erinnert. Auch eine Faszination von den großen Coil kann man hier nicht abstreiten. Garm selbst schmückt sein Schaffen mit seiner Stimme und begeistert mal mit sanftem Gesang voller Leichtigkeit, um ein anderes mal mit Vocals, deren Klang stellenweise mit seinem Pathos nach Pavarotti klingt, zu überzeugen. Musikalisch gelingt es, durch kunstvolle Töne einen Bogen zu spannen. Es fängt mit „Little Blue Bird“ an, bei dem der pulsierende Rhythmus und die sich wiederholenden Streicher, begleitet von der sich aus der Ferne einschleichenden Vocals für die mystische Atmosphäre sorgen… Ferne und Nähe stoßen aufeinander, um in einem harmonischen Klang verwoben zu werden…“…little bird in white worlds, singing nothing to hear, without heed of the heart, cut by the swords of heaven“ getragen von Garms melodiöser Stimme verleiht dem Song eine besondere Intensität, die in zweiter Schiene durch interessante Laut-Leise-Dynamik unterstrichen wird. Der Übergang zu dem um eine geniale Orchestrierung bereicherten „Vovels“ ist kaum bemerkbar, so präzise und gekonnt wird hier mit einzelnen Bausteinen gearbeitet. Das Ende, und zugleich der Höhepunkt dieser Veröffentlichung folgt mit einem Remix von Kveldssangers „Nattleite“ – „Eitttlane“. Sanft gezupfte Klänge, deren Hintergrund durch elektronische Drums aufgefüllt werden, und der wie aus einem Nebel auftauchende, in seiner Wirkung hypnotische Gesang, kontrastieren die erdigen, diese gewisse Dringlichkeit verpassenden Schlagzeugsschläge. Härte und Sänfte verschmelzen in einem Spiel, das zu begeistern weiß. „A Quick Fix Of Melancholy“ ist eine phantasievolle Musik mit starker allegorischer Kraft, in der die Melancholie aus dem Nebel langsam heraussteigt, um sich in ihrem neuen Licht zu entpuppen. Zugleich ist diese EP doch lediglich ein Vorgeschmack, ein ferner Blick auf den kommenden Nachfolger von „Perdition City“, der aber vieles erhoffen lässt. ULVER öffnen mit dieser Scheibe eine weitere Tür zum „Realm“ des Klangskosmos…es bleibt spannend!
zwei klasse songs ("little blue bird", "eitttlane") plus zwei mäßige. für ulver fans ne empfehlenswerte anschaffung, ansonsten aber kein must-have.