ULTHAR versuchen gleich mit zwei Langspielern, die großen Alten zu beschwören. Während wir uns „Anthronomicon“ bereits an anderer Stelle gewidmet haben, gilt es nun, das Schwesteralbum „Helionomicon“ auf Flügel und Tentakel zu prüfen. Der größte Unterschied wird bereits beim Blick auf die Tracklist offensichtlich, denn „Helionomicon“ folgt nicht wie sein Gegenpart einer herkömmlichen Albumstruktur, sondern besteht stattdessen lediglich aus zwei Stücken mit einer Spielzeit von jeweils etwa 20 Minuten.
ULTHAR im XXL-Format
Erklärtes Ziel von „Helionomicon“ ist es, die typischen Elemente des ULTHAR-Sounds in zwei ausufernden Songmonolithen zu bündeln und die Hörerschaft mit auf eine abgefahrene Reise durch das bisherige Schaffen der Band zu nehmen. Und tatsächlich tun die Kalifornier genau das, sie nehmen sich die von ihren bereits erschienenen Alben bekannten Zutaten vor und pumpen diese im Großformat auf. Durch die Länge der beiden Stücke können ULTHAR dabei jenen Elementen, die sonst eher als Kniffe oder stilistische Schlenker stattfinden, ein wenig mehr Spielraum gewähren als das bei normalen Songs der Fall wäre.
Der Titeltrack täuscht mit proggigen Gitarren einen nahezu sanften Einstieg an, wirft sich dann aber sehr schnell in eine hektisches Riffgewitter zwischen Thrash- und Death Metal, bevor klirrender, ein wenig an IMMORTAL erinnernder Black Metal das Szepter übernimmt und der wilde Reigen nach einem schleppenden Death-Doom-Mittelteil von vorne beginnt. Mit finsteren Synths klingt die Gewaltorgie vergleichsweise ruhig aber nichtsdestotrotz bedrohlich aus. Jede Menge halsbrecherischer Breaks und ein unaufhaltsamer Vorwärtstrieb sorgen dafür, dass kaum Langeweile aufkommt und ein fieses sich wiederholendes Hauptriff sorgt für Orientierungspunkte im chaotischen Strudel, ein wenig anstrengend ist der 20-minütige Dauerbeschuss aber doch.
Das nach dem Schwesteralbum benannte „Anthronomicon“ ist zwar grundsätzlich nach einem ganz ähnlichen Prinzip gestrickt, setzt insgesamt aber noch mehr auf Midtempo und walzenden Death Doom, wodurch sich eine unheilvolle Atmosphäre aufbaut, die gut zur Lovecraft-Thematik passt. Auch hier gibt es aber bis auf einen kurzen Ambient-Part im ersten Drittel und zum Ausklang am Ende keine nennenswerten Verschnaufpausen, zumal diese eher verstörend als tatsächlich erholsam sind.
„Helionomicon“ zwischen Ambition und Overkill
Den Ansatz, das eigene Schaffen ins zwei massiven Longtracks zu bündeln, kann man grundsätzlich als gelungen bezeichnen. Dennoch kommt man nicht umhin festzustellen, dass ULTHAR dabei die Gelegenheit verpassen, ihrem Sound wirklich neue Facetten zu entlocken. Die Kalifornier machen auf „Helionomicon“ im Grunde nichts anderes als auf ihren bisherigen Alben auch, nur eben länger und ausufernder.
Während einige der besten Longtracks zudem mit einer Dramaturgie arbeiten, die einem Theaterstück ähnelt, sich also langsam auf einen Höhepunkt hinarbeiten, setzen ULTHAR bei ihren Exemplaren eher auf einen durchgehenden Strudel des Wahnsinns. Auch dies passt durchaus zur Thematik, kann auf Dauer aber wie gesagt etwas anstrengen. Die kürzeren Stücke auf „Anthronomicon“ arbeiten zwar mit den gleichen Zutaten, das Songwriting ist aber entsprechend fokussierter und dadurch leichter zugänglich.
Ob ULTHAR sich außerdem wirklich einen Gefallen damit getan haben, die beiden Alben zeitgleich auf die Menschheit loszulassen, seih mal dahingestellt, denn beide Scheiben am Stück könnten bei manchen zu Übersättigungserscheinungen führen. Über 80 Minuten chaotisches Knallgas sind schließlich kein Pappenstiel.
Finde beide Alben echt Gut, für mich auf keinen Fall zu viel Masse, jedoch so richtig erschließt sich mir diese Aktion mit ner Doppel VÖ nicht wirklich weil beide Alben einfach nur Wahnsinn und Chaos beinhaltet. Gut gemachter, technisch anspruchsvoller und doch rauer Chaos Death Metal. Lovecraft habe ich hier kaum bis gar nicht gespürt und zu meiner Verwunderung gefiel mir die Helionomicon mit den überlangen Songs besser. Die andere würde denk ich mit 7 Pkt bewerten.