Die aus Köln stammende Black-Metal-Formation ULTHA (Achtung: Nicht zu verwechseln mit ULTHAR und ULTAR) haben ihren Fans ein ganz besonderen „Aprilscherz“ bereitet. Denn ganz ohne Vorankündigung oder Teasern haben ULTHA mal eben ein neues, vollständiges Album rausgehauen. Das hat auch unsere Redaktion so überrascht, dass die Review erst jetzt folgt. Dass ihnen diese Überraschung gelungen konnte, ist angesichts unserer modernen Zeit schon eine kleine Meisterleistung. Denn tatsächlich begannen die Aufnahmen zu „All That Has Never Been True“ schon im Zeitraum zwischen 2020 und 2021.
Der Kreis von ULTHA schließt sich
„All That Has Never Been True“ bildet den Abschluss einer Trilogie, die die Alben „Converging Sins“ (2016) und „The Inextricable Wandering“ (2018) umfasst. Thematisch behandelt das Album den Prozess des Sterbens, bzw. die sieben Stufen, die vorab zu diesem Prozess führen. Jeder Song beleuchtet eine dieser Stufen. Perfekte Musik zum Frühlingsbeginn also. Aber was hätte man auch anderes von einer Band erwartet, die mit jeder Veröffentlichung bleischwere Magenkost abliefert. Musikalisch stellt „All That Has Never Been True“ die konsequente Weiterentwicklung zu den EPs „Belong“ und „Floors of Heaven“ dar. Da beide EPs mit zu den besten Veröffentlichungen zählen, die der Depressive Black Metal in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat, ist eigentlich klar, wohin ULTHAs Reise auf dem neuen Album hingeht.
„All That Has Never Been True“: Höhepunkt des Sterbens
Wer mit dem Schaffen von ULTHA schon vertraut ist, wird bei diesem Album einen Blindkauf beileibe nicht bereuen. Denn damit krönen sie ihre ohnehin schon beachtlich hochwertige Diskographie mit einem wahren Highlight. Wer aber noch nichts von ULTHA gehört hat, wird allein von dem Thema ausgehend wahrscheinlich an trist vor sich hin siechendem Depressive Black Metal denken. Weit gefehlt. ULTHA spielen melodisch angehauchten Black Metal mit einer düsteren Atmosphäre, die so dicht ist, wie die Hochnebel von Schottland. Ohne große Umschweife schaffen sie es, den Hörer in einen enigmatischen Bann zu ziehen, dem man so schnell nicht entkommen mag. Vergleichbare Qualität schaffen derzeit in Deutschland vielleicht noch SUN WORSHIP (deren Gitarrist ebenfalls bei ULTHA spielt). Ebenso wie bei SUN WORSHIP jagt eine Riff-Kaskade die nächste, ohne jemals überladen oder unnötig „brutal“ zu klingen. Und so vergeht die knappe Stunde von „All That Has Never Been True“ fast schon wie im Flug. ULTHA haben damit nicht nur ihr bisher bestes Album vorgelegt, sondern auch ein frühes Black-Metal-Highlight für 2022 vorgelegt. Chapeau!
Ultha ist eine der wenigen deutschen Bands, wo ich blind zugreifen kann, ohne enttäuscht zu werden. Nach zwei durchläufen, werfe ich mal eine 8/10 in den Raum, die ordentlich an der 9 kratzt.
Mal eins der sehr wenigen Alben wo ich 10 Punkte geben kann. Absolute Perfektion von Anfang bis Ende. Abwechslungsreich, Intensiv, sound-technisch perfekt, und eigenständig. Black Metal den man im Jahr 2022 definitiv hören muss.
Finde das Werk auch überragend. Lediglich da es andere „Musikstile“ gibt, die ich noch mehr favorisiere, weiche ich hier von einer 10er Wertung ab. Aber definitiv ein Highlight in diesem Jahr.
Bahnbrechendes und wegweisendes Album. Krasse Entwicklung nehmen die Kölner. Für mich eines der Highlights bisher in diesem Jahr. Ganz grosse Vorstellung.
Da man das ja komplett auf Youtube hören kann.. hmm, ich versuch’s später noch mal. Kann ja nicht sein, dass sich „alle“ irren. Vermutlich bin ich gerade nur in Erbsenzähler-Stimmung..
Also du bist in der aktuellen Beurteilung nicht ganz allein. Ich kann dem Ganzen per YouTube auch keine Jubelstürme abgewinnen.
Kann aber auch daran liegen, dass ich heute Taj Mahal & Ry Cooder – Get On Board genieße. 😉
Ich vermute, dass es einfach nicht die Art an Black Metal ist, die ich Bevorzuge. Ich mag’s eher etwas obskur und/oder folkig. Diese superatmosphärischen, beinahe shoegazigen Sachen nutzen sich bei mir schnell ab, oft schon im Laufe eines Hördurchgangs.
Das sagt natürlich nichts über die Qualität des Albums aus, weswegen ich jetzt auch aufhöre. Ob der allgemeine Begeisterung war ich halt neugierig..
„Diese superatmosphärischen, beinahe shoegazigen Sachen nutzen sich bei mir schnell ab“
Eigentlich ist sowas voll mein Ding, aber irgendwie zündet das hier besprochene Album bei mir nicht so richtig.
Schlecht ist es wirklich nicht, aber so 100%-ig ist‘s irgendwie auch nicht. Naja, vielleicht dauert es eine Weile bis es doch klick macht.
Bei mir genauso, sollte genau mein Ding sein, tu mich aber schwer damit. Komm irgendwie nicht rein aber was soll’s geb der Sache noch ne Weile vllt wird’s ja noch.
Ja, kann mich nili und noehli nur anschließen.. diesem Werk muss man ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Schönes Aushängeschild für qualitativen BM Made in Germany.
Bzw. den letzten drei Kommentaren.🙂
Mal so eine generelle an paar User hier gerichtete Frage. Warum hört ihr euch die Platte auf Youtube an? Warum nicht über die Bandcamp Seite der Band/ des Labels oder Spotify?
…und vielleicht noch als Anspieltipp, Song #2 „Der Alte Feind“ mit den herrlichen Saxophon Parts.
„Warum hört ihr euch die Platte auf Youtube an? Warum nicht über die Bandcamp Seite der Band/ des Labels oder Spotify?“
Spotyfy kommt mir nicht ins Haus, Bandcamp hatte gestern ständig Hänger, somit blieb nur YouTube übrig. Da mir die Mängel von YouTube bewusst sind, hatte ich es extra erwähnt, wo ich es gehört hatte.
Doch auch wenn Bandcamp heute wieder läuft, mehr als ganz okay ist das für mich trotzdem nicht. Dafür ist es für mein Empfinden einfach zu 80 Prozent zu eintönig und die interessanten Stellen wirken für mich streckenweise viel zu konstruiert und gewollt, nicht organisch.
„…und vielleicht noch als Anspieltipp, Song #2 „Der Alte Feind“ mit den herrlichen Saxophon Parts.“
Das haben White Ward auf ihrem neuen Song mal wieder deutlich besser hinbekommen. Aber das ist nur meine Meinung. 😀
Für mich das beste Album seit langem und eine glatte 10.
Ich fahr aber auch genau auf diese depressive hypnotische Atmosphäre ab. Und wenn man sie live erlebt hat, weiß man wie genial das funktioniert.
@onlythewindremembers: „Das haben White Ward auf ihrem neuen Song mal wieder deutlich besser hinbekommen. Aber das ist nur meine Meinung. 😀“
Mit der Band kann ich persönlich gar nichts anfangen. Da hat mich zugegeben aber 2019 dieses unglaublich schreckliche Albumcover abgeschreckt. Davon mal abgesehen ist das was ich gehört hab alles nur so Dahingeplänkel. Aber Geschmäcker sind ja verschieden.
@ultra
Da fand ich das Cover der 2017er Platte deutlich schlimmer. 😅
Aber meiner Meinung nach sind White Ward momentan eine der besten Bands in der Welt des Post Black Metals. Aber wie du schon sagst, Geschmäcker sind zum Glück verschieden.
White Ward kenne ich noch gar nicht, werde ich mir mal reinziehen und schauen, wie die sich im Vergleich so schlagen.
Persönlich liebe ich in diesem Genre An Autumn for Crippled Children, die aber einen etwas anderen, noch deutlich mehr atmosphärischeren und auch melo-dramatischen Ansatz fahren, also nicht rein auf Depri gemünzt sind.
Habe ich heute von bandcamp vorgeschlagen bekommen.
https://frozenwoodsrecords.bandcamp.com/album/gehenna
ist bei weitem technisch nicht so stark wie Ultha und auch nicht direkt vergleichbar, aber wunderbar atmosphärischer shoegaze, einfach charmant.
Watu, das geht schon eher in Richtung Blackgaze.
>Warum hört ihr euch die Platte auf Youtube an?<
Warum nicht?
@Stormy: Welche Mängel von YouTube? Sorry, ich bin kein Medienexperte..
>Watu, das geht schon eher in Richtung Blackgaze.<
Das gefällt mir schon besser. IMO profitiert "reiner" Black Metal nicht unbedingt mit der Kombination Shoegaze.. aber Meinungen und so.. 😀
Wie meinen? Dass BM in „Reinform“ nicht mit anderen Stilen kompatibel ist, verstehe ich das richtig?
Wenn ja, könnte man ja wieder darüber streiten, was denn nun „reiner“ BM ist und so.
„Watu, das geht schon eher in Richtung Blackgaze.“
Auch wieder richtig.
Weil bei Shoegaze denke ich doch eher an My Bloody Valentine, Slowdive und Lush, wenn man jetzt mal von den bekannteren Bands ausgeht.
So richtig in Kontakt bin ich damit glaube ich erst mit dem Soundtrack zu Lost in Translation gekommen. Daher, alle was so klingt wie der Film sich anfühlt, ist Shoegaze für mich. 😉
Es geht in diesem Fall explizit um die Kombination Black Metal + Shoegaze und nicht „mit anderen Stilen generell“. Das ist halt meine Meinung und ich ich habe „reiner“ nicht umsonst in “ “ gesetzt. Natürlich kann man da jetzt endlos über Details diskutieren.. muss man aber nicht. Richtig lesen hätte vielleicht geholfen, auch wenn du dann nicht diesen Einwand hättest bringen können, der dir auf der Zunge gebrannt hat.. no hate. 🙂
Mir hat man ja immer gesagt/zu lesen gegeben, dass SWANS Shoegaze wären. War aber ziemlich kacke..
Aber SWANS ist doch eher so Krach ähh… Drone meine ich!? Die Ecke Sunn O))) und Konsorten. Das Zeugs finde ich sehr interessant, aber so richtig ran geht es nicht an mich, wobei live sicher’n geiles Erlebnis.
„So richtig in Kontakt bin ich damit glaube ich erst mit dem Soundtrack zu Lost in Translation gekommen. Daher, alle was so klingt wie der Film sich anfühlt, ist Shoegaze für mich. 😉“
Ist faktisch gar nicht so falsch, weil ja mehrere Songs von Kevin Shields (Frontmann von My Bloody Valentine) dabei sind. Aber glaube so allgemein war das so relativ gemischt aus Shoegaze, Indie-Rock und so bisschen Alternative.
@Nili
War kein Einwand, sondern eher eine Frage, ob ich dich richtig verstanden hatte. Aber alles gut. 😙
Hat etwas gedauert, aber Sunn O))) finde ich ziemlich gut. Das hat für mich eher den Doom-Spirit und weniger Alternative.
@onlythewindremembers
Ja, war vielleicht etwas schnippisch von mir. Ich wollte low key keinen Streit anfangen. Peace. 🙂
Kuss auf die Nuss und so.
Meiner Meinung nach ist Alcest vor allem mit ihrem Album Ecailles de lune ein wunderbar intensives Meisterwerk des Blackgaze gelungen.
https://youtu.be/WNTwLQSENj4
Für mich ist das eines der besten Alben seit langem aus dieser Sparte (das letzte Mal war ich wohl von Akhlys „Melinoe“ so geflasht). Ich höre das Album nun seit über zwei Wochen in Dauerrotation und ich entdecke immer wieder Neues. Der Stil erscheint mir recht eigenständig und weniger als Reminiszenz an eine bestimmte 90er Kapelle. Klar, das Ganze ist wirklich extrem! Alleine die morbiden Vocals sind gewiss selbst für viele Freunde der extremen Musik zu abgedreht bzw. zu heftig. Wenn man sich jedoch mit dem düsteren Stil anfreunden kann, wird man aber gewiss belohnt. Besonders hervorheben möchte ich die geilen Melodien: zum Beispiel gleich zu Begin mit dem fetten Gitarrenriff zum Einstieg in den Song „Dispel“, oder die abgedrehten Harmonien auf der Gitarre im zweiten Song „Der alte Feind“. An Ideenarmut mangelt es dieser Band auf diesem Album auf gar keinen Fall. Man hat das Gefühl, dass ein Highlight das Nächste abwechselt. Sehr geil finde ich auch die erzeugten Stimmungen: z.B. im Intro zu „Bathed in Lightning“. Nein, ich kann wirklich keinen schlechten Song auf diesem Album ausmachen. „All killer, no filler!“. Ein Pluspunkt für mich ist zudem die allzeitige Präsenz des Basses. Der Bass ist äußerst effektiv gespielt, pumpt und fügt sich prima ein. Toll auch zu hören im Intro zu „Bathed in Lightning“, wo er mit herrlich knurrigen Sound einsteigt. Mir bereitet das Album jedenfalls sehr viel Freude!