Ulcerate - Cutting The Throat Of God

Review

ULCERATE machen mit ihrem neuen Album „Cutting The Throat Of God“ da weiter, wo sie mit ihrem 2020er Meilenstein „Stare Into Death And Be Still“ aufgehört haben. Etwas weniger dissonant, gelegentlich melodischer und insgesamt etwas zugänglicher als auf den früheren Werken der Band ging es damals zu, wenngleich kein bisschen weniger intensiv. Genau hier knüpfen die Neuseeländer mit ihrem siebten Album an und reißen uns erneut mit hinab in den schäumenden Abgrund.

ULCERATE reißen uns wieder in den Abgrund

Dass eine melodischere Grundausrichtung nicht mit leichter Verdaulichkeit verwechselt werden sollte, zeigen ULCERATE gleich zu Beginn des Albums. „To Flow Through Ashen Hearts“ steigt mit einem beklemmenden Gitarrenmotiv und einem lockeren Beat ein, was allerdings lediglich die Ruhe vor dem Sturm kennzeichnet. Denn schon im nächsten Moment schwillt das laue Lüftchen zu einem tosenden Orkan an und ehe man sich versieht, wird man von einer massiven Flutwelle mitgerissen.

Von diesem Moment an ist man in einem Mahlstrom aus sich übereinander türmenden, alles zermalmenden Riffs, schwindelerregenden Drumpatterns, jähen Tempowechseln und abgrundtiefen Growls gefangen, der einen bis zum Ende der Scheibe nicht wieder ausspuckt. Aufgebrochen wird diese Wall Of Sound von leicht schrägen Leads, welche die musikalische Gewitterfront wie Blitze durchzucken und trotz aller Ungemütlichkeit als Fixpunkte dienen. Auch längere ruhige Passagen wie in „The Dawn Is Hollow“, „Transfiguration In And Out Of Worlds“ oder „To See Death Just Once“ täuschen Verschnaufpausen eigentlich nur vor, denn es brodelt stets unter der Oberfläche und die nächste Breitseite landet dadurch nur umso wirksamer.

Das Kunststück dabei ist, dass ULCERATE nicht nur niederschmettern, sondern eben auch mitreißen. So sehr die Musik der Neuseeländer von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und blanker Wut durchzogen ist, so sehr brennen sich bestimmte Leads doch ins Oberstübchen ein, während die Breitwandriffs bei aller zermalmenden Urgewalt eine Majestät ausstrahlen, der man sich ebenfalls nur schwer entziehen kann. Und wie Schlagzeugtier Jamie Saint Merat die desolate Chose durch sein irrwitziges Spiel mit Leben füllt, ist ohnehin immer wieder eine spektakuläre Erfahrung.

„Cutting The Throat Of God“ will als Ganzes erfahren werden

Kennt man ULCERATE, so weiß man, dass „Cutting The Throat Of God“ am besten als Ganzes genossen, erlebt, ertragen werden will. Denn das Album lebt von seiner unbehaglichen, bedrohlichen Atmosphäre, von seinen Kontrasten und dem steten Auf und Ab zwischen vermeintlich ruhiger See und nahender Sturmfront. Entsprechend schwer fällt es, einzelne Stücke als Highlight herauszupicken, denn einerseits schreiben ULCERATE nach wie vor keine Hitsingles, andererseits bewegt sich das Gebotene auf einem derart konstanten Niveau, wie man es nur selten auf Albumlänge erlebt.

Als winzigen Kritikpunkt könnte man bestenfalls die deutliche Nähe zum direkten Vorgänger anführen, aber ganz ehrlich: Wenn es eine Band schafft, ohne Qualitätsabfall an ein Bombenalbum wie „Stare Into Death And Be Still“ anzuknüpfen, dann verdient das doch eher Applaus. ULCERATE jedenfalls bleiben mit „Cutting The Throat Of God“ der Goldstandard für atmosphärischen, technisch komplexen und dabei tiefschwarzen Death Metal.

07.06.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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