Ulcerate - Cutting The Throat Of God

Review

Soundcheck Dezember 2024# 2 Galerie mit 11 Bildern: Ulcerate - Soulcrusher Festival 2024

ULCERATE machen mit ihrem neuen Album „Cutting The Throat Of God“ da weiter, wo sie mit ihrem 2020er Meilenstein „Stare Into Death And Be Still“ aufgehört haben. Etwas weniger dissonant, gelegentlich melodischer und insgesamt etwas zugänglicher als auf den früheren Werken der Band ging es damals zu, wenngleich kein bisschen weniger intensiv. Genau hier knüpfen die Neuseeländer mit ihrem siebten Album an und reißen uns erneut mit hinab in den schäumenden Abgrund.

ULCERATE reißen uns wieder in den Abgrund

Dass eine melodischere Grundausrichtung nicht mit leichter Verdaulichkeit verwechselt werden sollte, zeigen ULCERATE gleich zu Beginn des Albums. „To Flow Through Ashen Hearts“ steigt mit einem beklemmenden Gitarrenmotiv und einem lockeren Beat ein, was allerdings lediglich die Ruhe vor dem Sturm kennzeichnet. Denn schon im nächsten Moment schwillt das laue Lüftchen zu einem tosenden Orkan an und ehe man sich versieht, wird man von einer massiven Flutwelle mitgerissen.

Von diesem Moment an ist man in einem Mahlstrom aus sich übereinander türmenden, alles zermalmenden Riffs, schwindelerregenden Drumpatterns, jähen Tempowechseln und abgrundtiefen Growls gefangen, der einen bis zum Ende der Scheibe nicht wieder ausspuckt. Aufgebrochen wird diese Wall Of Sound von leicht schrägen Leads, welche die musikalische Gewitterfront wie Blitze durchzucken und trotz aller Ungemütlichkeit als Fixpunkte dienen. Auch längere ruhige Passagen wie in „The Dawn Is Hollow“, „Transfiguration In And Out Of Worlds“ oder „To See Death Just Once“ täuschen Verschnaufpausen eigentlich nur vor, denn es brodelt stets unter der Oberfläche und die nächste Breitseite landet dadurch nur umso wirksamer.

Das Kunststück dabei ist, dass ULCERATE nicht nur niederschmettern, sondern eben auch mitreißen. So sehr die Musik der Neuseeländer von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und blanker Wut durchzogen ist, so sehr brennen sich bestimmte Leads doch ins Oberstübchen ein, während die Breitwandriffs bei aller zermalmenden Urgewalt eine Majestät ausstrahlen, der man sich ebenfalls nur schwer entziehen kann. Und wie Schlagzeugtier Jamie Saint Merat die desolate Chose durch sein irrwitziges Spiel mit Leben füllt, ist ohnehin immer wieder eine spektakuläre Erfahrung.

„Cutting The Throat Of God“ will als Ganzes erfahren werden

Kennt man ULCERATE, so weiß man, dass „Cutting The Throat Of God“ am besten als Ganzes genossen, erlebt, ertragen werden will. Denn das Album lebt von seiner unbehaglichen, bedrohlichen Atmosphäre, von seinen Kontrasten und dem steten Auf und Ab zwischen vermeintlich ruhiger See und nahender Sturmfront. Entsprechend schwer fällt es, einzelne Stücke als Highlight herauszupicken, denn einerseits schreiben ULCERATE nach wie vor keine Hitsingles, andererseits bewegt sich das Gebotene auf einem derart konstanten Niveau, wie man es nur selten auf Albumlänge erlebt.

Als winzigen Kritikpunkt könnte man bestenfalls die deutliche Nähe zum direkten Vorgänger anführen, aber ganz ehrlich: Wenn es eine Band schafft, ohne Qualitätsabfall an ein Bombenalbum wie „Stare Into Death And Be Still“ anzuknüpfen, dann verdient das doch eher Applaus. ULCERATE jedenfalls bleiben mit „Cutting The Throat Of God“ der Goldstandard für atmosphärischen, technisch komplexen und dabei tiefschwarzen Death Metal.

Shopping

Ulcerate - Cutting the Throat of God (Digipak)bei amazon18,98 €
07.06.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

Shopping

Ulcerate - Cutting the Throat of God (Digipak)bei amazon18,98 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37294 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Ulcerate auf Tour

31.05. - 01.06.25Fortress Festival 2025 (Festival)Agalloch, 1349, Ulcerate, Forteresse, The Great Old Ones, Perchta, Akhlys, Grift, Perennial Isolation, Moonlight Sorcery, Aquilus, Suldusk, Abduction, Devastator (UK), Afsky und Autumn NostalgieScarborough Spa, Scarborough

5 Kommentare zu Ulcerate - Cutting The Throat Of God

  1. ClutchNixon sagt:

    Wie auch auf dem direkten Vorgänger für meinen Geschmack zu viele Effekte auf den Vocals. Hier bevorzuge ich den direkteren Approach früherer Releases. Dennoch: Songwriting erhaben und ich freu mich drauf!

  2. Schraluk sagt:

    Glücklicherweise konnte ich vorab eine Promo ergattern und was soll man sagen? Ulcerate sind eine absolute Ausnahmeerscheinung im dissonanten und vordergründig chaotischen Death Metal. Und das bleiben sie auch mit ‚Cutting The Throat Of God‘. Ja, sie ist wieder ein wenig eingängiger geworden, so wie Ulcerate es von Release zu Release produzierten, aber sie bleiben ihrem Stil treu. Dich, atmosphärisch, dissonant, mit morbiden Melodien versehen, chaotischem Songwriting, dass sich aber in den Wiederholungen in nachvollziehbaren Hirnschrauben auflöst. Ein Monster von Album. Eine Urgewalt.

    9/10
  3. noehli69 sagt:

    Saustark, sicher nicht einfach an den starken Vorgänger anzuknüpfen, ist aber mehr als nur gut gelungen…und seh ich nicht als Nachteil an.

    9/10
  4. destrukt. sagt:

    Jedes mal aufs neue erstaunlich, wie die Kiwis es schaffen sich von Album zu Album immer irgendwie etwas neu zu platzieren, mal postiger, mal mit mehr Krallice-Einschub, heuer sogar beinahe harmonisch und weniger dissonant, und trotzdem jedes mal unverkennbar in ihrer eigenen monumentalen Soundlanschaft bleiben. Dieses Spiel mit Dynamiken sucht einfach seinesgleichen und die mithin perfekte Produktion erlaubt auch das Wahrnehmen jedes noch so kleinen Details; jedes unterschiedliche Becken, jede Beckenmelodie, jede Ghostnote, jede Gitarrenmelodie.. und alles zusammen in seiner Komposition verdichtet sich wie ein Schwarzes Loch. Perfekt, wie im Prinzip alles von dieser Band.

    10/10
  5. deadguy sagt:

    Holt mich wie alles von der Band maximal ab. Eine der wenigen Tech Bands die mir taugen, weil sie ihr technisches Können in hochemotionale Songs kanalisieren können. Die ruhigen Momenten machen dann das Songwriting dynamischen aber gleichzeitig sind die brachialen Passagen so noch brachialer. Für mich einer der DM Bands der aktuellen Zeit. Müsste jetzt nur noch den Vorgänger gegenhören nochmals um zu hören welche mir am Ende besser gefällt.

    9/10