UGLY KID JOE sind zurück – und zwar „Uglier Than Tey Used Ta Be“. Mittlerweile als glorreiche Sieben im Zeichen des Rock unterwegs, zeigen die ehedem rotznasigen Helden der frühen Neunziger, was sie unter einem akustischen Mittelfinger verstehen.
Über 20 Jahre nach „I Hate Everything About You“ haben die Herren um Sänger Whitfield Crane und Gitarrist Klaus Eichstadt den größten Kracher auf „Uglier Than They Used Ta Be“ indes etwas ungeschickt im letzten Viertel versteckt. Der Bass gibt hier knarzend, voluminös und unaufhaltsam nach vorn preschend den Ton an. Die Gitarren versuchen auf dem grollenden, glühend heißen Fundament rasend und heulend, sich nicht zu verbrennen. Und so rast der kurze Stomper über diesem irrwitzigen Duell als Mischung aus Schmieröl-Punk und hartem Rock nach knapp drei Minuten ohne Reue über die Klippe und lässt dich vollkommen geplättet zurück. Rock’n’Roll als Kampfansage. Das Ding macht süchtig, nimmt keine Gefangenen und feiert auch textlich bei dreckigem gesanglichen Gebell die Offensive. Kurzum: „Ace Of Spades“ überrascht und hat das Zeug zum Szene-Hit.
Der Rest der insgesamt elf Stücke hält dieses aberwitzige Energielevel natürlich nicht und entwickelt auch bei Weitem nicht dieselben Ohrwurmqualitäten. Und festzustellen ist auch: UGLY KID JOE versuchen sich im Übrigen 2015 nicht an einer zweiten Pubertät. „Uglier Than They Used Ta Be“ ist hörbar die Platte einer erwachsenen Band, dominierend ist insgesamt ein nachdenklicher, ernster Grundton, partiell finden sich vor allem im Gesang leichte Anleihen an verblichene Ehemalige des Grunge. Geschenkt, dass UGLY KID JOE seinerzeit auch als frecher Gegenentwurf zu den dunklen Wolken aus Seattle erfolgreich waren.
Hervorzuheben sind außer genanntem Hit zum Beispiel „Hell Ain’t Hard To Find“ als eingängiger Einstieg mit gewitztem Riffing, das mit schönem Refrain und ebensolchem Solo glänzende „She’s Already Gone“ und die nachdenkliche Ballade „Nothing Ever Changes“. „The Enemy“ startet ebenfalls als ruhige, leidlich intensive Nummer, die in der letzten Minute nach dem vermeintlichen Ende allerdings unvermittelt zurückgegrätscht kommt und in einem furiosen Adrenalin-Ausbruch als wütender High-Octane-Kracher endgültig ins Ziel rauscht.
Fazit: UGLY KID JOE haben (bei allerdings gleichbleibendem Sänger) wie bereits in den späten Neunzigern ein wenig mit dem Problem von SKID ROW nach Sebastian Bach oder MÖTLEY CRÜE mit Herrn Corabi zu kämpfen: Ihre Musik ist objektiv kaum zu beanstanden, mindestens in Teilen wohl gar gehaltvoller als das Frühwerk – und letztlich doch nicht mehr so fesselnd wie zuvor. Die Hits zum enthusiastischen Mitgrölen fehlen in ihrer modernen Rock-Melange. „Uglier Than They Used Ta Be“ ist ein gutes Album einer guten Band. Aber es ist leider auch irgendwie ganz nett…
Das Artwork wiederum kann alles und wird im tollen Booklet weiter u. a. in Richtung „Live After Death“ oder DEVIL DOGS (?) variiert. Zudem war Phil Campbell bei drei Stücken dabei. Also doch: Beide Mittelfinger hoch und ab dafür!
Autsch. Ace of Spades nicht kennen ist einfach nur Totalversagen für ein Metal Magazin
Ich wollte eigentlich zum Ausdruck bringen, dass es nicht allzu originell ist, ausgerechnet „Ace Of Spades“ zu covern – Mr. Campbell als Gast hin oder her.
Ok, dann hat mein Ironie Detektor wohl versagt 🙂