Wird über UFO gesprochen, fällt als erstes wohl der Chorus von „Doctor, Doctor“ und dann sicherlich der Name Michael Schenker. Doch schaut man sich das momentane Line-Up der Band an, findet man einige interessante und vielleicht ungeahnte Veränderungen. Zum einen sucht man einen Schenker als Gitarristen vergeblich und findet stattdessen einen Vinnie Moore, zum anderen sitzt am Schlagzeug der Sohn des ehemaligen Led Zeppelin-Drummers John Bonham namens Jason. An diese unerwartete Situation gewöhnt, begebe ich mich nun an das neue Werk der Band, YOU ARE HERE. Bereits der lässig rockende Opener „Daylight Goes To Town“ zeigt, dass UFO immer noch das machen, womit sie auch vor rund drei Dekaden angefangen haben: Klassischen Hardrock, dem das Wörtchen „Stilbruch“ völlig fremd ist. Somit erstaunt es auch nicht, dass man auf den insgesamt 12 Tracks solide Rockmusik wie in den guten alten Zeiten zu hören bekommt, die keine großartigen Veränderungen aufweist. Zwangsläufig stellt sich da die Frage, ob denn so etwas noch funktionieren kann. Die prompte Antwort: JA, es kann! Denn trotz der altbewährten musikalischen Ausrichtung, wirkt das Gesamtbild der Platte recht unbeschwert und frei. Dies liegt nicht zuletzt an Vinnie Moore, der mit seinen progressiv angehauchten Riffs und den fantastischen Soli frischen Wind ins UFO-Segel bläst. Sein Gitarrenspiel lockert die flotten Groove-Nummern („Black Cold Coffee“), stimmungsvollen Mid-Tempo-Stücken („Sympathy“) und herzergreifenden Balladen („Baby Blue“) ungemein auf und bietet den erfreulichen Spritzer Farbe ins leicht ergrauende Hardrock-Milieu. Alles in Allem ist YAH keine Blamage für die Oldies des Classic Rock, sondern mehr ein Zeichen dafür, dass eine bemerkenswerte Band auch ohne ihren „großen“ Gitarristen auskommen kann. Ob die aktuelle Scheibe allerdings so weit kommt, dass beim UFO-Brainstorming in Zukunft nicht „Michael Schenker“ als zweiter Punkt fällt, sondern tatsächlich „Vinnie Moore“ ist fraglich, denn an alte Klassiker der Band kommt das Album nicht heran. Empfehlenswert ist YOU ARE HERE aber trotz allem für jeden, der etwas für Hardrock der alten Schule übrig hat.
Hmm, ein UFO-Review ohne das der Name Phil Mogg auch nur ein einziges Mal erwähnt wird. Das man das noch erleben darf ;-).