Die beiden Brüder Tayfun und Mehmet Ünlü haben musikalisch einiges auf dem Kerbholz. So konnten sie mit ihrer Band ÜNLÜ bereits vor fast zwanzig Jahren ihren ersten Plattenvertrag ergattern. In der Folge veröffentlichte die Truppe mehrere Alben, verkaufte über 300.000 Platten in der Türkei und heimste sogar den türkischen „Rock-Oscar“ ein (was auch immer für ein Preis das ist). Danach wurde es allerdings längere Zeit still um die Mannen aus Pforzheim.
Nun gibt es nach 13 Jahren wieder ein Lebenszeichen – und zwar in Form einer Vier-Track-EP mit dem Titel „Rumi“. Die handwerklich sehr routiniert dargebotenen Stücke kommen zusammengenommen auf eine Spielzeit von knapp 20 Minuten und bewegen sich zwischen Alternative Rock und orientalisch angehauchtem Pop, hinzu kommen gelegentliche Metal-Einflüsse. Charakteristische Elemente im Sound der Formation sind dabei einerseits die sehr markanten türkischen Vocals von Gitarrist und Frontmann Tayfun Ünlü sowie die stets sehr präsenten Samples und Keys, die den Kompositionen ein sehr sphärisches, manchmal fast schon überladenes Klangbild verleihen. Erwähnenswert ist sicherlich auch die überzeugende Performance von Studiodrummer Ralf Gustke (u.a. SCHILLER, EDO ZANKI, XAVIER NAIDOO), der den Laden mit seinem souveränen Spiel über die gesamte Distanz zusammenhält.
Dennoch mag der letzte Funke auch nach mehreren Durchläufen irgendwie nicht überspringen. Am ehesten kann das abschließende „Deniz“ mitreißen – hier treffen Prog-Rock-Flair auf getragene Streicher und gelungene Saiten-Arrangements, durch sein 6/8el-Feeling besitzt der Song zudem einen angenehmen Drive. Und auch die zweistimmigen Gitarrenleads im Schlusspart sind wirklich nett. Das restliche Material allerdings haut mich nicht aus den Socken: Der teilweise recht ruppige Opener und Titeltrack kommt mit viel orientalischem Pathos daher, klingt dabei aber irgendwie platt und gekrampft. Das anschließende „Davul, Seytan Ve Sen“ ist wiederum etwas gefälliger, die Nummer versprüht stellenweise barschen Industrial-Charme und hat vor allem einen halbwegs griffigen und atmosphärischen Refrain am Start. Die Ballade „Ejderha“ komplettiert schließlich die Tracklist, lässt aber lediglich im etwas dynamischeren Mittelteil aufhorchen.
Am Ende steht ein durchwachsenes Comeback: Insbesondere aufgrund des Gesangs und der Orientalik-Einflüsse besitzen ÜNLÜ eigentlich das nötige Maß an Eigenständigkeit – allerdings ist die Verbindung von Rock/Metal mit arabischen Klängen mittlerweile auch ein alter Hut. Fazit: Rein handwerklich agieren die hier beteiligten Musiker mehr als solide, für meinen Geschmack am Ende aber dann doch etwas zu glatt und gekünstelt.
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