U.D.O. - Navy Metal Night

Review

Galerie mit 21 Bildern: U.D.O. - Jailbreak 2024

Uns Udo hat jüngst bei einer Pressekonferenz in Wacken verkündet, dass er nach 2016 keine Songs seiner alten Band ACCEPT mehr spielen will. Ein Schritt, der meiner Meinung nach mehr als überfällig ist. Udo Dirkschneider hat mit seiner Band U.D.O. (vor allem in der Frühphase) genug erstklassiges Material veröffentlicht, dass es für ein abendfüllendes Programm locker reicht. Wer das nicht glaubt, kann sich gerne den aktuellen Livemitschnitt “Navy Metal Nights” auf die Ohren legen und zwei Besonderheiten ausmachen.

Erstens, es gibt wirklich keinen reinen ACCEPT-Song unter den achtzehn Nummern zu hören. Zweitens, U.D.O. goes Classic. Man kann natürlich monieren, dass es schon viele Bands mit Orchester versucht haben. Manchmal ist das in die Hose gegangen, hin und wieder konnte sich aber auch etwas völlig Eigenständiges entwickeln und den Bandsound bereichern. ich weiß nicht warum, aber im Fall von U.D.O. hatte ich gar keine Zweifel, dass das Experiment gelingen würde. Die meist stampfenden Hymnen verschmelzen wunderbar mit den Klassikern des Marinemusikkorps Nordsee. So bekommen Stücke wie “Man And Machine”, “Independence Day” oder “King Of Mean” zusätzliche Facetten, was den Songs teilweise einen neuen Spannungsbogen verleiht. Am besten funktioniert die Fusion von Strom und Orchester natürlich bei “Trainride In Russia” und “Cut Me Out”, die in ihren Originalversionen schon etwas aus dem U.D.O.-Rahmen fallen. Besonders “Cut Me Out” swingt hier leichtfüßig über die Bühnenbretter und lockert den Set angenehm auf.

Udo Dirkschneider selbst beschreibt den Konzertabend als einen der wichtigsten Momente in seiner Karriere, und man kann dem Album zu jeder Zeit anhören, dass die Atmosphäre eine ganz besondere ist. Perfekt eingeleitet wird der Abend übrigens vom “Das Boot”-Thema, was alleine schon für Gänsehaut pur sorgt, und auch Griegs “In The Hall Of The Mountain King” passt optimal in den Kontext des Abends. Die DVD-/BluRay-Beilage dürfte bezüglich der letzten beiden Sätze finalen Aufschluss geben. Insgesamt steht mit “Navy Metal Night” ein gekonnt inszeniertes Album im Raum, das bis auf kleinere Schönheitsfehler durchaus zu überzeugen weiß. Einer dieser Schönheitsfehler hört auf den Namen “Dancing With An Angel” und wird von Udo – wie auch schon auf “Man And Machine” – zusammen mit DORO intoniert. Mit dieser klebrig-kitschigen Nummer haben sich die beiden auch auf “Navy Metal Night” keinen Gefallen getan. Einfach nur ekelig. Auch “Days Of Hope And Glory” funktioniert hier nicht. Schon auf “Rev-Raptor” kein Highlight, kann auch die musikalische Aufwertung durch das Marinemusikkorps hier nichts mehr retten. Weniger ärgerlich, weil logisch, aber dennoch muss erwähnt werden, dass die Gitarren hier und dort gegen die Orchesterwand verlieren und in den Hintergrund gedrängt werden. Das ist kein Beinbruch, sollte man aber im Hinterkopf haben, wenn man das volle Metalbrett erwartet.

Unter dem Strich kann sich “Navy Metal Night” aber absolut hören lassen. Allzu oft wird man in Zukunft wohl nicht mehr die Gelegenheit bekommen, Herrn Dirkschneider im orchestralen Gewand beizuwohnen. U.D.O. einmal anders, funktioniert aber. Macht Spaß, das Album.

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03.08.2015

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