Tytan - Justice Served

Review

Galerie mit 5 Bildern: Tytan - Headbangers Open Air 2023

Wenn die englischen TYTAN sich mit „Justice Served“ zurückmelden, dann werden ihnen große Teile der Gemeinde ein gepflegtes Achselzucken zurückmelden. „Rough Justice“ von 1985 wird sicher im einen oder anderen NWoBHM-Schrein, wenn nicht angebetet, so doch regelmäßig respektvoll entstaubt werden. Aber dass die Mehrheit der alten Garde angesichts der Reanimation TYTANs selbst den dritten Frühling heraufziehen sieht, ist eher unwahrscheinlich. Von den jungen Hüpfern in ihren Spandex-Buchsen und SEVEN-SISTERS-Shirts gar nicht zu reden.

TYTAN setzen auf Abwechslung. Doch …

Dennoch: Die Band um den von damals übriggebliebenen Basser Kevin Riddles, in Urzeiten bei ANGEL WITCH tätig, rockt sich durchaus charmant durch ihren Nachzügler „Rough Justice“; späte Geburten sind ja heute auch bei Weitem nicht mehr so riskant wie ehedem.
Insgesamt nicht ganz so ausgeprägt melodie-orientiert wie vor gut 30 Jahren und härter riffend, sind TYTAN auf „Justice Served“ deutlich vernehmbar um Abwechslung bemüht.
„Fight The Fight“ stampft als schwer berifftes Muskelpaket in den Ring, das sich im Refrain von seiner mitgebrachten Gang vokalisch anpeitschen lässt. „Spitfire“ trägt den ollen MOTÖRHEAD-Backpatch auf der (vielleicht etwas zu sauberen) Kutte. „One Last Detail“ gibt den doch etwas zu simpel gestrickten, daher penetranten Rock’n’Roller – wenn STATUS QUO mit ’ner dicken Metal-Gitarre hinten beim Autoscooter rumlungern, wirkt das eben mehr plump als cool. „Midnight Sun“ ist der nachdenkliche Akustik-Barde mit dem leicht enervierenden Hang zum Frühneunziger-Pathos.

… hast du das Alter für „Justice Served“?

„Billy Who“ hingegen lässt ganz ohne Gesang mit lässigem Instrumenten-Schaulaufen inklusive Schlagzeugsolo und Orgel-Einsatz aufhorchen. Und auch „The Cradle“ versprüht einiges an URIAH-HEEP-Flair, was ja nie verkehrt ist. Das getragene „Worthy Of Honour“ hat gar ein ausgedehntes, äußerst lässiges Solo imprägniert bekommen, das fast etwas nach Slash aussieht – zum Schluss einmal mehr untermalt von einer ebenso lässigen Ken-Hensley-Orgel. Und „Forever Gone“ ist sogar ein manierlicher Ohrwurm.
Insgesamt ist das Fazit damit gemischt. Braucht der Metaller also „Justice Served“? Braucht die Metallerin 2017 TYTAN? Darüber kann man streiten. Aber wahrscheinlich hängt es doch eben irgendwie damit zusammen, ob er und sie 1985 Teenager waren oder ihre Eltern.

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27.05.2017

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