Tyson - Counterparts

Review

Boah, TYSON machen es mit mit „Counterparts“ echt nicht leicht. Die Band hat alles – eine voluminöse Mörderkante am Mikro, einen fähigen, flinken Mann an den Saiten und seit kurzem einen neuen, motivierten Mann hinterm Kessel, der ordentlich knüppeln kann. Noch dazu haben sich die Nordlichter aus Kiel einer der ehrlichsten Spielarten verschrieben, dem Hardcore. Aber was macht ihr Kollegen? Als Begrüßung gibt es ein METALLICA-Gedächtnisintro, jeder der auch nur ansatzweise im harten Rockbereich Ahnung hat wird sofort an eben DIESES Lied denken und entsprechend angesäuert an die Platte gehen.

Leider verneigen sich TYSON noch einige weitere Male einfach zu deutlich, manches Riffs kennt man von hier und da und selbst wenn man bei der ein oder anderen Hook ein Wörtchen wegstreicht, dann klingt es noch immer nach RAGE AGAINGST THE MACHINE… Ok, genug gedroschen und konzentrieren wir uns auf die Stärken der Band, die letztendlich auch zu der überdurchschnittlichen Punktzahl geführt haben. Da wären zum einen die Skills an den Instrumenten, Gesang inklusive. Gepaart mit der durchschlagenden Spielfreude und dem durchgetretenen Gaspedal, macht „Counterparts“ von TYSON nämlich im Ergebnis doch ordentlich Spaß. Zum Glück zügelt sich die Nachahmungs-Wut im Verlauf der Platte und die dynamischen Drei können letztendlich auch noch mit eigenen Ideen überraschen. Der kreischende Kochi (der unbedingt mal ein reines Thrash Metal-Stück einsingen sollte!) hat sich sowieso von Anfang an festgebissen und kann praktisch nicht ignoriert werden, gleiches gilt für den Gitarristen Pierre, der ohne Umschweife von rechts überholt und versucht den Druck alleine zu halten. Fetter würde es natürlich mit einem zweiten Gitarristen klingen, generell ist der Sound etwas zu lasch und könnte mehr Bums vertragen. Der Schlagwerker Tom ist wie gesagt neu dabei und wirbelt die Stöcke derart gekonnt (und auch irgendwie erfrischend old-fashioned), dass es „Counterparts“ letztendlich nicht an Drive fehlt. Nett (das richtige nett!) sind die mehrstimmigen Chöre, die intuitiv klingen und die Stimmung etwas auflockern. Charmant sind die rückwärtsgeneigten Riffs, die zwar nicht alle up-to-date, aber mit Herz gespielt sind und Erinnerungen an gute alte Crossover-Zeiten aufkommen lassen. So ganz astreinen Hardcore spielt das Trio Infernale nämlich nicht, der melodiöse Thrash-Einschlag ist schon enorm.

„Counterparts“ fehlt im Ergebnis leider manchmal an Ecken und Kanten und wahrscheinlich ist es das Schlimmste für eine Band zu hören, dass sie nicht wirklich was falsch machen, aber das Material letztendlich nicht umhaut. Wer kernige, alte Sounds mag wird sicher mit TYSON zufrieden sein, denn genauso wenig leistet sich die Band echte Patzer. Allerdings bin ich mir sicher, dass sie deutlich mehr drauf haben als eine 6 mit Tendenz nach oben, dringend wieder einen vierten Mann brauchen und eine weitaus spannendere Platte mit nachhaltigen „Hits“ einspielen können.

 

29.12.2013

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