„Mir san vom Wald dahoam, des kennt a jeder gleich!“, so geht das alte bayerische Volkslied. Auch für TYRAEL ist der Wald ihre Heimat. Allerdings nicht in der Variante „Bayerischer Wald“, sondern eher „Gehölz in der Nähe von Köln“. Ihr neues Album enthält keine Volkslieder, sondern melodischen Black Metal, entfernt verwandt mit IMMORTAL und Konsorten. Zehn Jahre gibt es die Band schon, jetzt kommt das selbstproduzierte Debütalbum, das aber eher Demo-Charakter hat.

Dafür ist das Artwork samt 16-seitigem-Booklet allerdings ziemlich gelungen. Besonders das Cover mit gleißenden Tieraugen und idyllischer Waldszene hat es mir angetan. Liest man allerdings die Texte, beginnt sich die Begeisterung etwas zu legen. Wie im deutschsprachigen Black Metal üblich, knüpft die Band an die Dichtung der deutschen Romantik an und vertont mit „Erlkönig“ sogar einen Goethe-Text. Allerdings sind die Texte leider durchschnittlich bis fragwürdig. Außerdem hat Franz Schubert den „Erlkönig“ schon in unerreichter Weise vertont, es ist also durchaus anspruchsvoll, sich an so einen Meilenstein heranzuwagen.

Damit sind wir beim Kern – bei der Musik. Der Sound von „Der Wald ist mein Zuhause“ ist für ein Demo ganz in Ordnung. Auch die Verspieler halten sich in Grenzen. Begeistern kann mich das Album trotzdem leider nicht. Standardmäßiges Black Metal-Geschrammel wechselt sich ab mit seltsamem Stakkato-Riffing und gelegentlichen Akustikintros. Die Deathgrowls von Sänger Joschka – die erstaunlich gut zu den Black Metal-Riffs passen – treffen auf genretypisches Gekeife. Außer seiner Stimme kann ich keine Death Metal-Elemente entdecken, wie sie die Myspace-Seite von TYRAEL propagiert. Aus der Ansammlung von durchschnittlichen Riffs stechen lediglich die Songs „Isengard“ und „Gedankenfluß“ hervor.
Alles in allem gebührt TYRAEL Respekt für ihre Bemühungen und ihre lange Bandgeschichte, aber unter dem Strich ist „Der Wald ist mein Zuhause“ leider ein gutes Training für meine Gähnmuskulatur.