Im Jahr 999 begann die zwanghafte Christianisierung der kleinen Färöer Inseln, und damit die Unterdrückung der alten skandinavischen Mythologie. 999 Jahre später gründete sich die Viking-Metal-Band TÝR, benannt nach dem alten Kriegsgott, um mit ihrer Musik an die alten Götter und Riten zu erinnern. Von Album zu Album konnten sich die Faröer um Fronter Heri Joensen steigern, und mit ihren energiegeladenen Shows zusätzliche neue Fans gewinnen. Inzwischen liegt nun mit „Valkyrja“ das siebte Album vor.
Hierbei handelt es sich um ein Konzeptalbum um einen anonym gebliebenen Wikinger, welcher seine Frau verlässt, um die Walküren auf dem Schlachtfeld zu beeindrucken, damit sie ihn nach Walhalla oder Fólkvangr, dem Zuhause von Freya, der Göttin der Liebe, Sexualität, Schönheit, Fruchtbarkeit, des Goldes, der Zauberei, des Krieges und des Todes, bringen.
Musikalisch bleiben sich die Viking-Metaller TÝR auch auf „Valkyrja“ treu und verbinden wieder einmal auf ihre ganz eigene Art und Weise klassische Heavy Metal-Riffs mit traditionellen Folk-Melodien, verspielt facettenreiche Leads, Heris charakteristischem pathetischem Gesang und starken, eingängigen Refrains. Mit technischer Brillanz und absolut authentisch erschaffen die Faröer auf diese Weise wunderbar mitreißende epische Hymnen. Gerade das Schlagzeugspiel ist auf „Valkyrja“ beeindruckend, stammt dieses doch von Ausnahme-Drummer George Kollias (NILE, NIGHTFALL), welcher den in diesem Jahr ausgestiegenen Kári Streymoy auf „Valkyrja“ ersetzt. Sein Spiel ist doch nochmal eine ganze Spur vielfältiger und auch schneller, wodurch die neuen Stücke einerseits dynamischer, im Gesamten aber auch flotter sind. Bei aller Ideenvielfalt innerhalb der neuen Songs sind diese nunmehr etwas kompakter und kürzer gehalten, wodurch diese schlüssiger und noch eingängiger wirken. Die Unterschiede liegen also eher im Detail, TÝR verlassen sich auf ihre Trademarks, anstatt irgendwelche Experimente einzugehen oder stilistische Kurswechsel anzupeilen, wenngleich der Gastgesang von Liv Kristine (LEAVES’ EYES) im Duett auf „The Lay Of Our Love“ schon eine Überraschung darstellt, und zwar eine positive. Und tatsächlich ist dies nicht die einzige Überraschung: Die Limited Edition enthält mit „Where Eagles Dare“ (IRON MAIDEN) und „Cemetery Gates“ (PANTERA) zwei TÝR-Cover ihrer Helden.
Der Sound von „Valkyrja“, aufgenommen, abgemischt und gemastert wurde in Dänemark bei Jacob Hansen in den Hansen Studios, ist wieder einmal sehr amtlich, druckvoll und transparent, so dass die Feinheiten der Musik detailreich hörbar sind.
Erneut haben TÝR mit „Valkyrja“ ein unheimlich starkes, vielschichtiges und anspruchsvolles Werk erschaffen, im altbewährten Stil, zwischen mystisch besinnlich bis energievoll rasant, mit superber Gitarrenarbeit und majestätischen Melodien. Ein Album voll eingängiger, authentisch wirkender, epischer Viking-Metal-Hymnen. Auf zu den Walküren!
Mehr über das Album im Interview mit Heri.
Mit Abstand ihre beste seit „Land“. Die Sache mit der Dynamik stimmt durchaus, Kollias hat einen fantastischen Job abgeliefert.