Mit „Ragnarok“ liefern die färöischen Wikinger TÝR ihre zweite Scheibe für Napalm Records ab, welche als Konzeptalbum verstanden werden möchte, denn es behandelt die Götterdämmerung, sozusagen das Ende der Götter in der nordischen Mythologie. Dieses zentrale Thema der Edda wird von dem Nordmannen-Quintett in feinstem Pagan Metal mit doomiger Konturierung kredenzt. Anders als auf dem Napalm Records-Debüt „Eric The Red“ sind die Doom-Anteile nicht nur Beiwerk, sondern fester Bestandteil der Musik. Zudem wurde das Tempo etwas rausgenommen und Platz für Atmosphäre geschaffen. Und doch hört man eindeutig heraus, dass es sich hierbei um die Band TÝR handelt, denn die sehr markante klare Männerstimme von Sänger Heri Joensen und der spezifische Sound und das Feeling sucht man in solcher Ausprägung auf dem europäischen Festland vergebens – dieser emphatische Sound kann sich anscheinend nur auf den Nordatlantik-Inseln fernab jeder kontinentalen heidnischen Musikszene herausbilden. Das vom Vorgänger bekannte hohe Produktionsniveau, der fette Klang der Klampfen und das mächtige Schlagwerk sind auch auf „Ragnarok“ Trademarks der Musik von TÝR geblieben. Schade nur, dass das neuste Output der Jungs nicht mit dem Vorgänger mithalten kann. Kritik muss man tatsächlichen an den bandeigenen Merkmalen an sich üben, denn die Jungs bieten im Grunde nichts anderes, als das, was sie auch auf dem Vorgänger geboten haben – nur in wesentlich abgenutzterer Form. Die Doom-Anteile verwässern ein wenig den paganen Grundgedanken ihrer Musik. Auf der Platte fehlen im Vergleich zu den vorangegangenen Outputs schlicht und einfach die Übersongs, wie „The Edge“ und „Hail To The Hammer“, obschon es auf „Ragnarok“ den Song „Grímur Á Miðalnesi“ gibt, der wahrscheinlich der beste in der ganzen, noch recht kurzen Karriere dieser fünf Jungs ist. Aber das reicht halt nicht, um sich selber zu toppen. Natürlich kann man TÝR nicht ankreiden, dass sie keine Experimente veranstaltet haben, doch man sollte sich auch nicht selbst kopieren, was sie tatsächlich ein Stück weit getan haben. Klar gibt es auch ohrenscheinliche Veränderungen gegenüber „Eric The Red“, wie zum Beispiel die fulminanten Gitarrensoli, die Hinbewegung in Richtung Doom Metal und das Weglassen der sehr hohen Gesangsstimme und doch fehlt das musikalische Sahnehäubchen! Was aber andererseits überaus positiv ist, ist die Tatsache, dass wieder einige Lieder ganz in der Muttersprache vertont wurden – das ist Heidentum par excellence! Also, zusammenfassend kann man festhalten, dass „Ragnarok“ ein gelungenes Stück Heidenmetall ist, jedoch nicht die Klasse von „Eric The Red“ besitzt, dies aber keinesfalls ein Kaufhindernis darstellen sollte. Wenn ihr wahre Heiden seid, greift euch das Album!
Anspieltipp: Grímur Á Miðalnesi
Hm, also Pagan/Viking ist irgendwie nicht die richtige Bezeichnung, dafür klingt das alles viel zu glatt. Große (hymnenhafte) Melodien finde ich auch nirgends, eher dröges Geriffe und langweilige Melodien, die weder heldenhaft erscheinen, noch irgend wine Art mystisches Feeling besitzen. Ich habe von diesem Album deutlich mehr erwartet, als im Endeffekt rausgekommen ist. Nicht ein einziger Song kann mich wirklich begeistern; vielmehr dümpelt alles ohne Highlights vor sich hin und verfehlt (zumindest bei mir) absolut seine Wirkung. Schade, denn in dieser Band steckt eine Menge mehr Potential…