TÝR sind in Sachen Albumveröffentlichungen mittlerweile eher auf der gemütlichen Seite angekommen. Der bislang letzte Output, „Hel“, erschien vor drei Jahren und statt einem neuen Werk erscheint dieser Tage das erste Livealbum der Band. Das hat nach acht bereits veröffentlichten Alben sicherlich eine Daseinsberechtigung, insbesondere weil die Band es auf ihren Heimatinseln samt des dort ansässigen Symphonieorchesters aufgenommen hat. Das verleiht den ohnehin schon komplexen Songs der Gruppe eine ganz neue Ebene.
TÝR goes Symphonic Metal
Der Gig im Nordic House in Tórshaven liegt über zwei Jahre zurück, als Corona noch von keinem Europäer wirklich ernst genommen wurde. Anfang Februar 2020 spielte die Band dort auf. Nach einem symphonischen Intro geht es mit dem Opener des aktuellen Studioalbums „Gates Of Hel“ los. Es fällt angenehm auf, dass das Orchester nicht versucht, alle Parts der Stücke zu dominieren, sondern sich dort hinzufügt, wo es wirklich passt. Die klassischen Metal-Instrumenten erhalten aber nach wie vor genug Raum.
Die kurzen Ansagen zwischen den Liedern sind auf Färöisch gehalten, wodurch man kein Wort versteht. Ausnahmen dahingehend sind die Momente, in denen Heri Joensen dem Publikum mit einem kurzen „Skål“ zuprostet. TÝR zocken sich im Laufe des knapp eineinhalbstündigen Konzertes durch eine gute Best-Of-Setlist, die „Hel“, aber auch ältere Klassiker der Band berücksichtigt.
Die Soundqualität ist nicht überproduziert, aber gut abgemischt. Das Publikum ist zwischen den Songs sehr präsent, während den Songs selber geht es etwas unter. Das ist in diesem Fall aber nicht verkehrt, damit die Songs in ihrer hier dargebotenen, einzigartigen Version zur Geltung kommen.
„A Night At The Nordic House“ veredelt TÝRs Songs
Mit einem Symphonieorchester aufzutreten oder alte Lieder mit einem solchen neu einzuspielen, kann kräftig in die Hose gehen, wenn die Musiker:innen, wie eingangs erwähnt, einfach nur drei Celli und fünf Geigen über alle Leads rüberstreichen. TÝR haben aber das Orchester sinnvoll mit eingebunden und ihren Songs so zu einer zweiten Identität verholfen, was die Liveshow zu einer runden Sache macht. Schade nur, dass die Show online in HD verfügbar ist, physisch aber lediglich im toten DVD-Format kommt. Eine Blu-ray wäre hier zeitgemäßer gewesen.
Ich hab‘ auf Youtube mal (nicht ganz, aber länger) reingehört. Wie true das ist, wegen Orchester und so.. geschenkt. Jedenfalls ist es gut gemacht und ziemlich unterhaltsam und das Songwriting wird durch’s Orchester ja nicht schlechter, sondern verstärkt die folkige Note teilweise sogar noch.
Spontan würde ich sagen, dass mindestens 8 Punkte auf jeden Fall klar gehen. Für echte Fans evtl. sogar mehr..
Nach ausgiebigem hören und sehen des Konzerts auf YouTube muss ich feststellen Týr mit Orchester gefällt mir deutlich besser als Týr ohne Orchester.