Tygers Of Pan Tang - Tygers Of Pan Tang

Review

Galerie mit 19 Bildern: Tygers Of Pan Tang – Headbangers Open Air 2022

Obacht! Auge in Auge mit dem neuen Album der TYGERS OF PAN TANG ist Vorsicht geboten. Phrasenweise ist man unter dessen Eindruck versucht, sich verbal zu vergreifen. Zu künden von Tigern, die wieder ihre Krallen ausfahren, oder Bettvorlegern, die erneut zum Sprung ansetzen. Ganz schlimm auch: Aus Schmusekätzchen werden wieder wilde Bestien. Die brüllen, nicht schnurren.
Wobei die die TYGERS OF PAN TANG das mit ihrem selbstbetitelten und mittlerweile fünften Album seit der Reunion durchaus verdient hätten. Denn die NWOBHM-Pioniere um den einzig verbliebenen 80er-Veteranen Robb Weir an der Gitarre lassen 2016 noch einmal ordentlich die Muskeln spielen und pirschen sich gleichzeitig durchaus geschmeidig durch den Genre-Dschungel.
„Tygers Of Pan Tang“, für eilige „S/T“, ist tatsächlich ein Album, das einerseits im Vergleich zu den bisherigen Tiger-Werken dieses Jahrtausends härter und insgesamt einfach packender gerät. Andererseits fehlt dem Werk, neben einen Klassiker wie „Spellbound“ gestellt, die originelle Note, das gewisse Etwas, meinetwegen das bisweilen Ungezügelte, das einem den Tiger auf die Kutte treibt, vielleicht gar als Back Patch.

Die TYGERS pirschen sich vom Metal zum Rock

Der Einstieg „Only The Brave“, auch „Dust“, und „Never Give In“ sind gelungener, kraftvoller, traditioneller, gleichwohl modern in Szene gesetzter Heavy Metal.
„Glad Rags“ dagegen suhlt sich hedonistisch in stampfendem Classic Rock, der anfangs an die Fauna-Freunde DEF LEPPARD erinnert, dann aber statt Richtung Stadion mit ausgedehnten Handclaps und Chor allein auf weiter Flur doch lieber den Weg in den 70er-Club wählt. Wahlweise grüßen hier die glamourösen Originale oder deren aktuelle Reinkarnationen wie zum Beispiel die RIVAL SONS. Auch „I Got The Music In Me“ rockt abseits des Metal. Sänger Jacopo Meille beteuert: „I feel funky, I feel good!“ und das nimmt man ihm sexy ab.
„The Reason Why“ und „Prayin‘ For A Miracle“ retten sich als Power-Balladen mittels nahezu durchgängig verzerrter Gitarre und noch im tolerablen Rahmen befindlichem Schmalz; „Angel In Disguise“ geht da schon schamloser vor.

„Tygers Of Pan Tang“ ist ein netter Streifzug der Gestreiften

„Do It Again“ schließlich ist ein kleiner Ohrwurm und „Tygers Of Pan Tang“ somit ein Abwechslungsreiches, knackiges Album, das alte Musik durchaus modern präsentiert. Allerdings ist letzteres, wie bereits angedeutet, gleichzeitig dessen Manko. Denn mit den Anfängen der Band, den Alben, auf denen ihr Ruf baut, hat das aktuelle Werk nur das Genre gemein. Die Musik der TYGERS OF PAN TANG, die Robb Weir 2016 um sich geschart hat, sie rumpelt nicht, knistert nicht, kocht selten über. Alles ist professionell und damit eben auch etwas austauschbar.
Trotzdem, Gestreifte, einen netten Metal-Streifzug unternimmt man mit euch auch heute noch.

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15.10.2016

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