Twitching Tongues - Disharmony

Review

Die Meinung des Kollegen Marek zu „In Love There Is No Law“ – dem letzten Langspieler der aus L.A. stammenden TWITCHING TONGUES- konnte ich damals fast uneingeschränkt teilen: Die Mixtur war einfach nicht rund. Die einzige Ausnahme war, dass ich schon fand, dass man die überall immer wieder genannten musikalischen Einflüsse wie OBITUARY, CELTIC FROST, LIFE OF AGONY, TYPE O NEGATIVE, CRO MAGS oder SHEER TERROR in den größten Teilen heraushören konnte.

Jetzt sind TWITCHING TONGUES mit ihrem mittlerweile dritten Album „Disharmony“ beim Major Metal Blade angekommen und rücken von ihrer Linie im Prinzip nicht ab. Nur: Sie zeigen sich deutlich gereifter und einen Schritt weiter. Denn: Was auf dem Vorgänger noch recht holprig wirkte, ist jetzt viel stringenter und oft auch besser umgesetzt. Die vielen Tempo- und Rhythmus-Wechsel sind meist stimmig und die Variationen zwischen Mid-Tempo Riff-Walzen, melodischen Versatzstücken und gelegentlichen Tempo-Vorstößen wirken wie aus einem Guss.

Das lässt sich am Beispiel des Titeltracks ganz gut festmachen. Dieser pendelt zwischen Hardcore-Beatdown im ersten Teil, über ein flottes SLAYER-Riff im Mittelteil bis hin zur CROWBARschen Doom-Keule zum Abschluss – und es funktioniert wunderbar. Dazu machen das unverkennbare Organ und die Melodieführung von Sänger Colin Young den Song zu einem richtigen Ohrwurm.

Und so geht das gerade weiter: „Insincerely Yours“, das schleppende „Asylum Avenue“ und „Love Conquers None“ sind ebenso unverschämt catchy.

Aber auch dem Ruf eine Band zu sein, die ohne Berührungsängste und ohne Scheuklappen gerne mit unterschiedlichen Genres experimentiert, wird TWITCHING TONGUES auch auf „Disharmony“ gerecht. So steht „Sacrifice Me“ knietief im Psychedelic-Rock und hat einen gewissen MASTODON-Flair, bevor ein bärenstarker Breakdown den Song im Mittelteil noch einmal richtig heavy werden lässt.

„Arrival“ rückt die Band dann wiederrum in die TYPE O NEGATIVE Ecke und erinnert stark an „Departure“ vom Vorgänger „In Love There Is No Law“. Danach flacht die Platte ein wenig ab. „The End Of Love“ hat nicht mehr das zwingende Hookline wie noch zu Beginn und auch das Abschluss-Opus „Cruci-fiction“ ist zwar ambitioniert, mir aber ein wenig zu sehr in die Länge gezogen ohne wirkliche Akzente.

Alles in Allem gefällt mir „Disharmony“ richtig gut. Die vielen Stile, die hier verarbeitet werden, machen das Ganze sehr abwechslungsreich und da auch die Umsetzung im Gegensatz zum Vorgänger merklich besser klappt, wirkt alles viel runder und stimmiger. Mir taugt es, aber TWITCHING TONGUES werden weiterhin sicherlich eine dieser „hate it or love it“ Bands bleiben.

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29.10.2015

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