Twelve Foot Ninja - Silent Machine

Review

Nachdem die australischen Progressive-Spezialisten mit ihrem Debütalbum im vergangenen Jahr ihre Heimat bereits im Sturm erobern konnten, kommt der Erstling des Fünfers nun auch in Europa in die Plattenläden. Die Platte trägt den Titel „Silent Machine“ und bietet zwölf Tracks, zu verorten in der Schnittmenge von Experimental, Djent und Fusion. Dabei präsentieren sich TWELVE FOOT NINJA musikalisch äußerst versiert: Neben wuchtigen, nicht selten ausgeprägt vertrackten Downtuning-Riffs und melodischen Gitarrenwänden, diversen elektronischen Einsprengseln und Synthie-Orgeln servieren die Australier auch immer wieder verspielte Latin-Passagen, Versatzstücke aus Jazz, Lounge und Ambient sowie ziemlich entspannte Reggae-Grooves. Das Ganze klingt am Ende so, als hätte man Bands wie unter anderem THE SAFETY FIRE, FEAR MY THOUGHTS, SKYHARBOR, JOHN BUTLER TRIO, TESSERACT, BLACKFIELD und CURRENTS in einen Topf geworfen und einmal kräftig umgerührt.

Exemplarisch für diese kontrastreiche Interpretation moderner Gitarrenmusik steht der Opener „Coming For You“, der vom krachenden Djent-Riff über funkige Saiten-Arrangements bis hin zu kubanischer Bar-Atmosphäre so ziemlich alles bietet, was man sich vorstellen kann. Der Spagat zwischen den jeweiligen Stilrichtungen gelingt dabei beeindruckend souverän – was nicht zuletzt an der herausragenden Performance von Sänger Kin Etik liegt, der sich traumwandlerisch sicher durch die abwechslungsreichen Kompositionen bewegt. Ob sein großartiger Clean-Gesang im Über-Refrain von „Mother Sky“, die angerauten Vocals im starken „Shuriken“ (mit dezentem Dubstep-Anstrich) oder die energischen Shouts zu Beginn von „Myth Of Progress“ – einfach stark, was der Mann hier abliefert.

Natürlich hält „Silent Machine“ neben den bereits angesprochenen Tracks aber auch weitere Highlights parat: den großartigen Titeltrack beispielsweise, der wunderbar zwischen großen Melodien und rhythmischem Riffing pendelt, das massiv groovende „Liberation“ oder das ähnlich gelagerte „Rogue“. Einziger Wermutstropfen ist letztlich die Tatsache, dass TWELVE FOOT NINJA im Kontext der gesamten Albumdistanz insbesondere in den härteren Momenten am stärksten wirken. Da der Anteil der zurückhaltenden Clean-Passagen aber allgemein sehr hoch ist, entstehen folglich bei einigen Songs gewisse Längen. Oder anders ausgedrückt: In manchen Songs hätte man nichts dagegen, wenn Refrain oder Hauptriff dann doch etwas eher abgefeuert würden.

Dennoch ist „Silent Machine“ in seiner Gesamtheit ein durchweg imposantes Album mit vielen hochklassigen Momenten. Zudem demonstrieren die Australier mit ihrem Debüt, dass die Grenzen des modernen Metals noch lange nicht ausgelotet sind. Als Bonus gibt es außerdem noch zwei wirklich gelungene Akustik-Tracks sowie zu jedem der zwölf Songs einen eigenen Comic (genauere Infos findet ihr auf der Website der Band). Aber auch unabhängig davon gilt: Jeder aufgeschlossene Hörer zeitgenössischer Gitarrenmusik sollte sich die Truppe unbedingt einmal genauer ansehen.

08.10.2013
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