TUSMØRKE gehören wirklich zu den Härtesten der Harten – also jetzt nicht musikalisch gesehen, aber wenn sie uns seit Ende 2012 bereits die zehnte Rezension abringen und das neue Doppelalbum „Nordisk Krim“ dabei gleich knapp 85 Minuten von der Uhr nimmt, ist das schon eine heftige Nummer. Dabei gehen die vier Norweger nach den beiden Kinderalben „Bydyra“ und „Leker For Barn, Ritualer For Voksne“ wieder traditionell zu Werke, das heißt: Proggig in der Tradition der Siebziger, psychedelisch, merkwürdig.
TUSMØRKE gehören zu den Härtesten der Harten
Der Opener „Ride The Whimbrel“ gibt dabei die Richtung vor: Mit einer flockigen Atmosphäre, sanften Flötenklängen, mal tropfenden, mal spacigen Orgeln, mit leichter Melancholie. Das ist wahlweise verschärfter Eskapismus oder der Beginn eines ellenlangen Drogentraums. Oder natürlich alles zusammen: „Mumia“ fährt farbige orientalische Klänge auf, „Cauldron Bog“ klingt wie das Treiben auf einem Mittelaltermarkt in der Interszenierung der Siebziger, wenn der verrückte Zauberer aus einem Raumschiff mitten ins Getümmel stürzt. Und „Moss Goddess“ ist schon ganz weit draußen – ist es eigentlich erwiesen, dass Rauchen von getrocknetem Moos keine berauschende Wirkung hat?
Dabei haben nicht alle Songs eine solche Eingängigkeit wie „Ride The Whimbrel“ oder „Heksejakt“, sondern sind schon ein wenig unübersichtlich, wie beispielsweise der über 18-minütige Rausschmeißer „Mysteries Of Sacrifice“. Gleichzeitig stellen sich unweigerlich Fragen, ob nicht „Nordisk Krim“ überwiegend improvisiert ist, einen Gedanken, den man aber bald schon wieder verwirft, wenn man die ausgereiften und durchdachten Arrangements hört. Nein, in den teils überlangen Kompositionen stecken wirklich viele liebevolle Details, die nun genau das Gegenteil einer ausufernden Jamsession sind.
„Nordisk Krim“ steckt voller liebevoller Details
Bleibt die Frage, wie sich dieses Mammutwerk in die Diskographie der Norweger einordnet. Grundsätzlich knüpft „Nordisk Krim“ an „Riset Bak Speilet“, „Ført Bak Lyset“ oder die Split mit SPECTRAL HAZE an, gibt sich also in TUSMØRKEs buntem Soundkosmos vergleichsweise traditionell, jedenfalls was den Ansatz und die Instrumentierung mit Schlagzeug, Bass, Flöte, vereinzelten Gitarren und einem ganzen Arsenal an Tasteninstrumenten angeht – nicht jedoch die Ausführung (denn die ist mal wieder over the top). Allerdings fehlen hier doch ein wenig die eingängigen Momente, die Übersongs, die sich im Gedächtnis festsetzen und nicht mehr weichen wollen. So gesehen platziert sich „Nordisk Krim“ ein wenig hinter den genannten Alben.
Aber empfehlenswert ist „Nordisk Krim“ durchaus, denn es stecken unheimlich viele Details in den Songs. Wer also TUSMØRKE eh schon gut findet, mal wissen möchte, wie sich eine Krautrockband im Hier und Jetzt macht oder einfach herrlich zugedrogte Musik genießen möchte, wird hiermit ziemlich gekonnt bedient. Sieben Punkte mit einem zusätzlichen Daumen nach oben.
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