TURNSTILE sind zurück mit „Time And Space“. Die zünftig umjubelten Jungspunde aus Baltimore stürmen mit Major im Rücken zurück ins Gym und grätschen einmal mehr einem Musikstil seinen Platz in prominenter Position frei, dessen Zeit schon lange vor ihrer Geburt angebrochen war.
Anders aber als zum Beispiel die Kindsköpfe CEREBRAL BALLZY, die rein musikalisch relativ puristisch der Frühachtziger-Schule folgen, orientieren sich TURNSTILE bei aller Geschwindigkeit insgesamt stärker an den Neunzigern und verzieren ihre mitunter etwas metallischen Stücke mit allerlei akustischem Krimskrams. Und dieser verleiht ihrer Hardcore-Cap, wenn man so will, tatsächlich einen erkennbaren Schuss an Originalität, wie es ein dezent die Stilebene brechender Button über dem Schirm täte oder ein paar Handvoll überraschend spitzer Killernieten links und rechts über den Schläfen.
Der TURNSTILE zitiert bei den Nachbarn
Exemplarisch für den TURNSTILE kann das neunzig-sekündige „Big Smile“ bei seinem Ritt durch die Manege der offensiven Gitarrenmusik begleitet werden. Der Song brettert als klassischer Hardcore-Punk los, zaubert nach der ersten Kurve eine klassische Rock’n’Roll-Akkordfolge hervor, geht gesanglich mit melodischem Wave-Echo im Refrain schon lässig vom Gas und kurz vor dem Ziel dann so energisch in die Eisen, dass die wilde Fahrt metallisch zum Stehen kommt.
Wobei die genannten Genres von TURNSTILE an anderer Stelle noch deutlicher zitiert werden: „High Pressure“ wird eingeheizt durch ein prägnantes Rock’n’Roll-Piano, „Generator“ hat gesanglichen Post-Punk-Flavour inklusive Handclaps und „(Lost Another) Piece Of My World“ zieht so schwer riffend von dannen wie seinerzeit BIOHAZARD im Zeichen des heiligen Bi- und Trizeps.
„Time And Space“ macht Radau ohne Klassikeralarm
Sänger Brendan Yates lässt dabei insgesamt aufmerken, seine Vocals flechten SNAPCASE und den SPERMBIRDS immer wieder kühlende Kajal-Streifen in die Stimmbänder und bleiben so memorabel.
Gleiches gilt für „Time And Space“ auch als Ganzes, dem Titel entsprechend luftiger und leichter gestaltet als seine Vorgängerin „Gravity“ und ein durchaus ansprechender jugendlicher Spaß. Für einen zukünftigen Klassiker fehlen der neuerlichen Ansage TURNSTILEs zwar die ganz großen Hits und Spannungsbögen, die ultimative Dringlichkeit und letzten Endes auch die Message – aber geschenkt.
Und Achtung: Den Mond besingt der Bassist:
Geiles Album! Den Spirit der 80/90er mit heutigen HC Einflüssen mixen, bekommt wohl niemand so gut hin wie Turnstile. Dazu schöne Melodien und geile Grooves. Das macht Laune!