Turmion Kätilöt - Reset

Review

Manche Bands versuchen, von Album zu Album ihren Sound zu entwickeln, zu verfeinern, vielleicht sogar mal umzukrempeln. Und dann gibt es Acts, die vollkommen zufrieden damit sind, das immer gleiche Album neu zu veröffentlichen. Und sowas ähnliches haben wir hier vorliegen. Das zehnte Album „Omen X“ der finnischen Industrial Metaller TURMION KÄTILÖT ist ja am Verfasser vorbei gegangen. Die letzte Begegnung von unsereinem mit den skurrilen Finnen war mit dessen Vorgänger „Global Warning“. Wenn man bedenkt, wie wenig das neue, elfte Scheibchen „Reset“ aber wirklich von „Global Warning“ entfernt ist, so scheint die Wissenslücke praktisch bestenfalls eine Randnotiz zu sein.

TURMION KÄTILÖT rücken praktisch kaum ein Mü von ihrer Formel ab

Sprich: Die Finnen spielen auf „Reset“ erneut ihren mit melancholischen Synths unterfütterten, mit jeder Menge Elektro-, teilweise sogar Rave-Elementen verstärkten Industrial Metal, den man irgendwo zwischen ANDREW W. K., späteren CEMETERY und frühen ROB ZOMBIE einordnen kann, wenn die genannten Künstler denn genauso elektrisierte Goblins auf SCOOTER wären wie die hier gegenständliche Formation. Die Variation zwischen Songs ist recht marginal, oftmals sind es nur die Beschaffenheit der Elektro-Samples und der Anteil an klar gesungenen Passagen im ansonsten oft durch Gerufe, Gebrüll oder Geschrei dominierten Gesangsspektrum. Ein paar Mal ist weiblicher Gesang zu hören wie auf „Sinä 2.0“ oder dem abschließenden Titeltrack, auf dem deutschsprachigen (!) Track „Schlachter“ gastiert sogar ein gewisser Chris Harms, aber global gesehen ist das alles eher inkonsequent.

Dominant bleiben also die giftigeren, harschen Vocals, wodurch sich relativ schnell ein Gleichklang einstellt. Die erwähnten Synths mit ihren melancholischen Linien sorgen natürlich für eine durchweg gute Hörbarkeit und die zugegeben echt (im besten Sinne der Worte) infektiösen Rummelplatz-Beats fahren in Steiß und Hüfte, dass man praktisch kaum still sitzen kann. Und manchmal begegnet einem auch ein massiver Groove wie auf „Otava“. Aber aufgrund des etwas unaufgeräumten Gesangsstils der beiden Fronter MC Raaka Pee und Shag-U fällt es schwer, irgendwo einen Unterschied zwischen den Cuts zu machen, sodass „Reset“ am Ende von vorn bis hinten austauschbar klingt – innerhalb der eigenen Trackliste, jener von „Global Warning“ und vermutlich auch jener von „Omen X“.

Dadurch klingen sie auf „Reset“ schon etwas festgefahren

Damit sei TURMION KÄTILÖT ihre Kurzweil keinesfalls abgesprochen. Unterhaltsam ist „Reset“ schon, das Album animiert praktisch zum flummiartigen Herumhopsen auf der Tanzfläche. Aber einen Mehrwert abseits dessen braucht man von „Reset“ nicht zu erwarten. Wenn man sich die chaotischen Aufmachungen der Musiker hierhinter anschaut, kann man natürlich eventuell auf die Idee kommen, dass eine besonders ausgedehnte Halbwertszeit nicht zu den Absichten hinter „Reset“ gezählt haben mag. Aber TURMION KÄTILÖT könnten mit etwas mehr Struktur, Ordnung und Abwechslung durchaus langfristige Banger kreieren. Die Zutaten sind jedenfalls da und hochqualitativ genug, dass sie zur kurzfristigen Bespaßung gereichen. Aber da wäre noch so viel mehr drin gewesen und die Novität hat sich halt eben schon relativ schnell abgenutzt …

18.10.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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