Turmion Kätilöt - Omen X

Review

Galerie mit 27 Bildern: Turmion Kätilöt – Omen X World Tour 2023 in Stuttgart

Ob die Veröffentlichung von TURMION KÄTILÖTs „Omen X“ an einem Freitag, den 13. ein gutes oder schlechtes Omen ist, bleibt dem persönlichen Aberglauben überlassen. Und darüber, ob das X als römische Ziffer tatsächlich auch das faktisch zehnte Album der skurrilen Finnen markiert, darf auch gerne spekuliert werden.

Für die Band, die 2023 ihr zwanzigjähriges Bestehen feiert, stehen die Vorzeichen jedenfalls gut. Gerade haben sie eine mehrwöchige Tour mit ihren Landsleuten BEAST IN BLACK und NIGHTWISH hinter sich gebracht und werden in Kürze auf ihrer „Omen X World Tour 2023“ weitere zwanzig Shows absolvieren. Die perfekte Gelegenheit, das neue Material auf seine Tanz- und Mosh-Tauglichkeit zu testen.

„Omen X“ = „Ärsche hoch und Abzappeln“

Und das meinen TURMION KÄTILÖT absolut ernst. Der Opener „Totuus“ poltert mit fiesem Techno-Gewummer los, mutiert aber mit einsetzendem Gitarrenbrett zu einem anständigen Groove-Monster. „Käy Tanssiin” (“Geh tanzen!”) ruft sogar wortwörtlich zu rhythmischer Energiefreisetzung auf. Diesem unwillkürlichen Bewegungsdrang kann man sich aber auch ohne Tanzbefehl kaum entziehen. Schon gar nicht bei einer Uptempo-Nummer wie „Sormenjälki“, die nicht grundlos seit ein paar Wochen als eine von drei Vorab-Singles im Netz kursiert.

Schnell wird klar, dass die Finnen den Pfad ihrer Tugend nicht verlassen haben. Ihr Symbiont aus stumpfen Industrial-Gitarren, melodieführenden Keyboards, stampfenden Elektrobeats und (mitunter nervtötenden) Disco- und 90er-Videospiel-Samples bestimmt den Sound von „Omen X“. Gefühlt sind sie ein wenig melodischer unterwegs. Songs wie “Vie Se Pois“ oder das finale “Kuolettavia Vammoja” legen diesen Verdacht durchaus nahe.

Wie üblich lassen TURMION KÄTILÖT ihre lyrischen Ergüsse zu 99,9% in ihrer Muttersprache heraus. Wen oder was genau sie besingen? Das bleibt herauszufinden – insbesondere, wem eigentlich die romantische Liebeserklärung in „Käy Tanssiin“ gilt. So sicher wie das Amen in der Kirche ist aber, dass im Rahmen der elf Songtexte das ein oder andere unflätige Wort fällt. Immerhin flucht keiner so fein wie die Finnen.

So abgedreht sich die trink- und feierfreudigen Hebammen des Verderbens auch geben, so wohnt ihnen doch immer eine gewisse Dunkelheit inne. Allein die grobe Übersetzung mancher Songtitel, z. B. „Tödliche Wunden“ oder „Blind vor Blut“, deutet an, dass sie nicht nur Clownerie betreiben. Die thematisch verbundenen Musikvideos zu “Isä Meidän” und “Kuolettavia Vammoja” sind beide ziemlich unlustig und kehren eine abgründig-düstere Seite nach außen.

Metal-Disco über alles

Trotz kleinerer Tweaks und Twists ist „Omen X“ unverkennbar ein TURMION KÄTILÖT-Werk: Kurzweilig, mit analeptischer Wirkung und jenseits von Engstirnigkeit, Genre- und Geschmacksgrenzen. Einen Pluspunkt gibt’s für die urtypische finnische Schrulligkeit. Die Scheibe ist nicht bahnbrechend neu und Dauerrotation macht wahrscheinlich wirr im Kopf, aber in homöopathischen Dosen ist „Omen X“ ungefährlich und macht richtig Laune … live sicher noch mehr. Ergo: Geht tanzen!

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11.01.2023

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