Rekordverdächtige (jedenfalls nach Maßstäben der Band) zweieinhalb Jahre nach „Stand Up And Fight“ kommen die finnischen Battle Metaller TURISAS mit dem annähernd selbstbetitelten vierten Album „Turisas2013“ um die Ecke, und während man jetzt darüber grübeln mag, ob das Cover auf einen Schnellschuss hindeutet, macht der vorab veröffentlichte Track „Into The Free“ zumindest eines deutlich: Am Sound hat sich grundsätzlich nicht so viel geändert. Eine nette Uptempo-Nummer mit einer eingängigen Melodieführung und heroischen Backgroundchören. Und noch immer harschem Gesang und Gitarren. Wer also befürchtet hat, dass sich TURISAS nunmehr gänzlich in Richtung Stadionrock verlegen würden, darf sich beruhigt zurücklehnen. Oder die Fäuste recken und mitgrölen.
Da gibt es mit „Ten More Miles“ wieder Filmmusikepik, „Piece By Piece“ pendelt zwischen Hinterhaltskriegsführung und Kampf mit offenem Visier, während „Greek Fire“ sanfte Lyrik mit einem massiven und zupackenden Gitarrenriffs verbindet. Gut, der Opener „For Your Own God“ sowie „The Days Passed“ streifen doch den einen oder anderen Achtziger-Jahre-Stadionrocker (das Auge des Tigers und so), wohingegen bei „Run Bhang-Eater, Run“ plötzlich eine vierzigköpfige Balkan-Folk-Klezmer-Kapelle auf der Matte steht, um zusammen mit TURISAS den Soundtrack für einen Siebziger-Jahre-Schwedenporno einzuspielen. Glaubt Ihr nicht? Ist vielleicht auch besser so. Bleibt noch das Trinklied „No Good Story Ever Starts With Drinking Tea“, das nicht nur flott sondern ebenso mit einem netten Selbstzitat daherkommt.
Keine Frage: TURISAS haben es mit „Turisas2013“ wieder einmal geschafft, die eigenen Trademarks in einer Handvoll starken Songs zu verbinden. „For Your Own Good“, „Ten More Miles“, „Into The Free“ und „No Good Story Ever Starts With Drinking Tea“ werden sich im Liveset hervorragend machen, soviel ist sicher. Trotzdem will diesmal keine uneingeschränkte Begeisterung aufkommen. Das beginnt schon beim bereits genannten Coverartwork und dem mäßig spannenden Albumtitel, der in erster Linie auf die Band, das Line-Up und den Sound gemünzt ist. Aber das Album ist eben in erster Linie eine Ansammlung von Einzelsongs. Es erzählt diesmal keine Geschichte und lebt nicht wie die vorangegangen beiden Platten von den erzählerischen Spannungsbögen. Wo das Debütalbum das Bild vom „Battle Metal“ etablierte, „The Varangian Way“ die Reise der Waräger ins Ungewisse nachzeichnete, selbst „Stand Up And Fight“ noch eine lose Story im Byzanz des 11. Jahrhunderts erzählte, bliebt diesmal am ehesten ein Fragezeichen im Kopf. Das klingt schlimmer, als es ist, denn TURISAS haben die Messlatte sehr hoch gelegt. Ihr stärkstes Album haben die Finnen mit „Turisas2013“ aber eben auch nicht vorgelegt.
Ein gutes hat das Album ja. Turisas zeigen, wie man’s nach einer richtig guten Scheibe NICHT machen sollte. „For your own good“ ist, sich diese Gurke des Jahres nicht zu kaufen 😛