Turin - The Unforgiving Reality In Nothing
Review
Turin ist eine Stadt im Nordwesten Italiens in der Region Piemont, aus der auch die berühmte Kirsche für Mon Chéri herkommt. Die viertgrößte Stadt des Landes – und immer noch Platz 20 in der Gesamt-EU – hat ein historisch wichtiges, politisches Zentrum… wie, es geht hier um eine britische Deathcore-Band? Kann man ja mal verwechseln, also weniger alkoholische Klebesüße, sondern mehr Geballer und Gebrüll. Die Gruppe gründete sich unter dem Namen THIS IS TURIN und strich ihn für ihr neues Album „The Unforgiving Reality In Nothing“ zusammen.
TURIN – verregnetes Großbritannien statt sonnigem Italien
Zugegeben, das düstere Bild, das die Musik TURINs zeichnet, passt besser zur britischen Insel als zum sonnenverwöhnten Stiefelstaat. Auf „The Unforgiving Reality In Nothing“ geht es um psychische Gesundheit, Glaubensverlust, Traumabewältigung und die Härte des Menschseins. Musikalisch passt Deathcore als Oberbegriff, aber die Grenze zum Metalcore ist fließend, denn TURIN gehen melodischer vor als manche ihrer Kollegen. Zudem sind Einflüsse aus Black- und Death Metal präsent, wie beim Beginn von „I Am The Truth“.
Die Produktion stammt von Lewis Johns, der schon mehrere Preise für seine Arbeit einfahren konnte. Das hört man „The Unforgiving Reality In Nothing“ zu jeder Sekunde an. Der Sound drückt bis ins Knochenmark, die Drums rütteln einem den Herzschlag aus dem Takt, doch auch die infernalischen Vocals und die krachenden Gitarren gehen nicht unter. Wenn der obligatorische Breakdown – wie in „Apostate“ – zum Vorschein kommt, dann bedeutet das intensivstes Nackenmuskeltraining.
Das einzige Problem, das TURIN mit vielen Deathcorebands teilt, ist die fehlende Eigenständigkeit. Im Laufe einer Schreiberkarriere kommen viele Alben diverser Bands auf den Plattenteller und oftmals erkennt man den Interpreten nach den ersten paar Stücken. Das macht „The Unforgiving Reality In Nothing“ nicht zu einem schlechten Album, aber es wird nicht den Wiedererkennungswert einer HEAVEN-SHALL-BURN-Platte erreichen, die sich schon durch Marcus Bischoffs ikonische Shouts verrät.
„The Unforgiving Reality In Nothing“ ist ein gutes Genrealbum
Der letzte Absatz klingt so, als wollten wir fünf Punkte geben und die Sache abhaken, doch so ist es nicht. Wer Deathcore mag, der wird mit TURINs neuem Wurf zufrieden sein, denn sie machen auf weiter Strecke alles richtig und vielleicht finden sie in Zukunft ja noch einen Twist, der sie mehr von ihren Kollegen abhebt. Zu wünschen wäre es ihnen.