Morgens wird es wieder früher hell. Die Sonne lässt sich etwas länger blicken. Bevor wir uns aber zu sehr freuen, dass der schwermütige Winter überstanden ist, erinnern uns TURIA daran, dass die dunkle Zeit noch lange nicht vorbei ist. Im Gegenteil, die aufflackernden ”Degen Van Licht” schneiden sich eher tief ins Fleisch.
Mit ihrem dritten Album reihen sich TURIA in die Riege von niederländisch-belgischen Black Metal-Bands ein, die am westlichen Zipfel Europas ihren ganz eigen Sound etabliert haben. Der ist meist räudig, weit weg vom gelegentlichen Pomp Skandinaviens und muss beim Hören immer ein wenig weh tun. ”Degen Van Licht” schlägt genau in diese Kerbe. Jenseits der Polder und Deiche kommen wohl am ehesten YELLOW EYES an einen ähnlichen Sound heran.
TURIA – Licht am Ende des Kellers
Nach dem noisigen Intro, das die Stimmung für den Rest des Albums festlegt, senden TURIA ihre ersten Lichtsignale aus dem tiefen niederländischen Keller. ”Merode” klingt an einigen Stellen als hätten JOY DIVISION den Leibhaftigen im tristen Proberaum unter Tage getroffen. Ein eher indie- als schwarztodlastiger Gitarrensound schwebt durch die puristische, aber nie ins Schrammelige abgleitende Produktion.
Keiferin T. spuckt Gift und Galle und holt damit jeden auf den Boden der deprimierenden Tatsachen zurück, der sich auch nur kurz von den verträumten Gitarrenmelodien davontragen lassen wollte. Atmosphärisch ist das Ganze ebenso dicht wie massiv. Um den Hörer nicht gänzlich zu erdrücken, lässt die Gitarrenspur ab und zu BATHORY mittleren Alters aufschimmern.
”Degen Van Licht“ – bittersüßes Reinigungsritual
Letztlich ist die Angelegenheit eine Frage des Geschmacks. ”Degen Van Licht” ist keine leichte Kost, und das mit Absicht. Wer sich generell für die kathartische Variante des Black Metals made in Holland erwärmen kann, dem sei ”Degen Van Licht” eindringlich ans Herz gelegt. Für alle andere lohnt sich das Reinhören aber auch, da sich das Trio durch eine vergleichsweise bittersüße Spielvariante auszeichnet.
Im Titelsong erweitern TURIA das bedrückende Ambiente um verbeulte Trompetenklänge, ”Ossifrage” lässt die Ketten rasseln. TURIA achten also auch darauf, dass der Trip in die dunkleren Teile des Seelenlebens facettenreich bleibt. Wie nachhaltig sich dieser rituelle Taumel behaupten kann, muss jeder für sich herausfinden. Fürs Erste ziehen einen TURIA in ihren Bann und ersticken jeden Anflug von unbeschwerten Frühlingsgefühlen im Keim.
Grundgütiger
Schließ ich mich fast an.
Grundgütiger^2
„Riege von niederländisch-belgischen Black Metal-Bands ein, die am westlichen Zipfel Europas ihren ganz eigen Sound etabliert haben.“
Ähm… Niederlande/Belgien… westlicher Zipfel Europas???
Kalter, stürmisch drückender Black Metal trifft auf verträumte, verspielte Klänge. Sehr gute Rezension dazu. Sau atmosphärisch das ganze, das läuft erstmal in Schleife 🖤
Hier nochmal der Beweis das Frauen im Black Metal einige Herren locker in die Tasche stecken können.
…
Früher waren doppelte Intros mal so richtig meh…und ansonsten hat die Band hier so ziemlich alles, was ich an BM noch nie mochte und nie mögen werde. Warum ich dann überhaupt poste, fragst du? Weil ich hoffe, dass Watu einmal im Jahr 2020 genau nach seinem Geschmack bedient wird, und mir erklärt, warum meine Ohren diese Musik nicht als das Meisterwerk auffassen, dass es ganz unzweifelhaft für jeden Connaisseur sein sollte.
Die Zutaten hier gefallen mir schon sehr, aber das Meisterwerk sehe ich hier auch nicht. Ich find’s sogar ziemlich öde, aber jeder Jeck is‘ anders, wa?
Kommt die Scheibe wirklich erst nächste Woche raus? Auf Youtube kann man das ganze Album schon hören…
Kam am 14.2.