Turbulence - Frontal

Review

Es gibt gewisse Länder auf der Welt, welche man nicht zwingend mit metallischen Klängen in Verbindung bringt. Das gilt sicher auch für den Libanon, das Herkunftsland der progressiven Musiker mit dem Namen TURBULENCE. Das Quintett liefert mit “Frontal“ sein zweites Langeisen in der nun achtjährigen Laufbahn. Das Debütwerk nannte sich “Disequilibrium“ und kam 2015 auf den Markt. Genretypisch handelt es sich bei “Frontal“ um ein Konzeptalbum. Menschliche Schicksale werden in einen modernen, progressiven Sound verpackt.

“Frontal“ – ein Konzeptalbum einer progressiven Metal Band aus dem Libanon

Die Anfänge von TURBULENCE waren Konzerte unter dem Namen ”Dream Theater Night”, wo sie verschiedene Songs der bekannten Band um John Petrucci und Jordan Rudess coverten. Das zeigt auch die Vorbilder und die grobe Ausrichtung der fünf Herren.

Wer nun erstmal etwas unrunde Töne der unbekannten Truppe erwartet, wird mit mehr als 11 Minuten “Inside The Gage“ positiv überrascht. Nicht nur handwerklich sitzt und passt bei den Herren jeder Griff, das Teil ist vom Spannungsbogen her gut aufgebaut und wächst mit jeder Umdrehung der Scheibe. Das Traumtheater hört man hier und dort raus, TURBULENCE klingen aber nicht nach einer billigen Kopie. Sänger Omar El Hage liefert eine variable Performance, rockige und metallische Passagen wechseln sich ab und es wird auch mal im David-Gilmour-Style in die Saiten gegriffen. “Madness Unforeseen“ wandelt stark auf den Spuren von Petrucci und Co., “Dreamless“ ist das Interlude zu “Ignite“, hier gibt’s dann auch mal Screams auf die Ohren, um anschließend in progressiver Melancholie zu versinken.

“A Place I Go To Hide“ überzeugt mit der ein oder anderen fast jazzigen Sequenz zwischen dem Saitengewitter, “Crowbar Case“ spannt einen großen musikalischen Bogen und zeigt sich in Teilen experimentierfreudig um im nächsten Moment gradlinig in einer leichten HAKEN-Manier sich seinen Weg zu bahnen. “Faceless Man“ dürfte der ruhigste Track auf der Scheibe sein, bevor knapp zehn Minuten “Perpetuity“ im Gewand des Traumtheaters mit HAKEN den Hörer aus dem Album entlassen.

TURBULENCE sind eine Empfehlung für Freunde von DREAM THEATER und Co.  

Wer auf die amerikanische und englische Fraktion der progressiven Töne steht, sollte TURBULENCE seine Aufmerksamkeit schenken. Das ist noch nicht auf dem Perfektionsgrad von HAKEN, LIQUID TENSION EXPERIMENT oder DREAM THEATER, aber für einen Zweitling liefert die Truppe aus dem Libanon mehr als nur ein progressives Ausrufezeichen. Dann und wann wirken die Übergänge etwas abrupt und nicht bis in das letzte Detail ausgegoren. Dem einsetzenden Keyboard fehlt es manchmal etwas an Dynamik, was dazu führt das die Töne ein wenig wie mit der Tür ins Haus gefallen rüberkommen. Insgesamt aber ein gelungener Longplayer, welcher auch über circa 65 Minuten Laufzeit nicht an Spannung verliert. Wenn es dem Quintett gelingt noch einige kleine Stellschrauben bei den Kompositionen in die richtige Richtung zu drehen, könnte sich der Himmel der progressiven Klänge mit großen Bühnen für die Herren bald öffnen.

20.03.2021

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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