Turbobier - Das Neue Festament

Review

Galerie mit 20 Bildern: Turbobier - Summer Breeze Open Air 2022

Mindestens drei Gründe, warum „Das Neue Festament“ der österreichischen Punk-Rock-Band TURBOBIER eine Empfehlung wert ist? Tief im Herzen vermissen wir alle die ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG. Österreicher Schmäh ist seit Kurzem total in, Austropop sagt man dazu. Und… Marco Pogo, Doci Doppler, Baz Promüü und Fredi Füzpappn haben verstanden, worum es im Punk (nicht immer, aber meistens) geht – Spaß und saufen. Letzteres nimmt der Schreier bei TURBOBIER besonders ernst und hat zur Unterstützung dieses Brauchtums gleich die Bieristische Glaubensgemeinschaft gegründet – Prospekt und wo darf man unterschreiben?

TURBOBIER wissen: Kollektiv ist man viel schöner breit

Erhobener Zeigefinger? Sowas haben TURBOBIER gar nicht und so bringen sie ihre politischen Inhalte getränkt in bierselig guter Laune ganz locker an den Mann und die Frau. In „A Mensch Is A Mensch“ oder „Insel Muss Insel Bleiben“ tragen die durchweg schunkelbaren Punk-Rock-Hymnen, trotz aller Fettheit, eine wichtige Botschaft raus ins Land. Es wird klar, dass der Graben zwischen „Feuerwehrfestl“ und den angeblich normalen Leuten gar nicht so tief ist, wie mancher denkt. Letztendlich ist das Leben für jeden anstrengend und jeder Einzelne versucht, so gut es irgendwie geht, da durchzukommen. Wer übt kann nix und wem die Musik aus dem Herzen kommt, der kann auch mit Standgas spielen.

Auf alles reimt sich saufen, zum Beispiel auf Bier

TURBORBIER liefern somit keine 08/15- Kompositionen, auf „Das Neue Festament“ gibt es  äußerst ausgefeilte, man mag fast sagen „hitverdächtige“, Melodien, die nüchtern und angetrunken gleichermaßen gut ins Ohr gehen. Die Österreicher können auch durchaus gut mit Humor jonglieren – wenn Humor und Musik aufeinandertreffen, wird es ja häufig mal schwierig. „Das Neue Festament“ beinhaltet keine Flachwitze, geht nie unter die Gürtellinie und witzelt stattdessen erfrischend harmlos, fast schon radiotauglich. Dr. Marco Pogo hat eine angenehme kratzige Singstimme und zeigt sich mit der Gründung seines eigenen Labels Pogo’s Empire auch mindestens bauernschlau. Selbstredend sind TURBOBIER nicht halb so dilettantisch unterwegs, wie sie tun („Der Alptraum Jeder Schwiegermutter“ ). Ganz am Ende beweisen TURBOBIER – übrigens auch Weltrekordhalter im Dosenstechen, erneutes Prospekt – mit „An Erster Stelle“, dass sie auch die leisen Töne beherrschen und zaubern einen unpathetisch, akustischen Liebessong, den man ihnen komplett abnimmt.

Bieristen aller Länder, vereinigt euch!

Während alle mit der Präsidentschaft von Trump auf wütende Punk-Platten hoffen, setzen TURBOBIER dem ganzen Hass eine ganze simple Reaktion entgegen – Fröhlichkeit! Seit „Punk Bleibt Punk“ von KOTZREIZ und SCHRAPPMESSERs Einstand hat keine Punk-Rock-Platte so mitgerissen und eine solche Ohrwurmdichte ist auch äußerst selten. In diesem Sinne Prost! Ein (höchstwahrscheinlich) enorm tiefgründiges Interview mit Dr. Marco Pogo zum Thema Bier und „Das Neue Festament“ folgt selbstredend bald.

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20.01.2017

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