Tsjuder - Legion Helvete

Review

Ein in 13 Jahren aufgebautes Vermächtnis inklusive drei Demos, zwei EPs und drei Alben hinterließen die drei norwegischen Black-Metal-Urgesteine von TSJUDER, als sie sich im Jahre 2006 auflösten. Es folgte noch im selben Jahr eine Live-DVD („Norwegian Apocalypse“) sowie die Meldung, dass sich Bandkopf Nag mit dem ehemaligen TSJUDER-Weggefährten Desecrator zusammengetan hatte, um fortan unter dem Banner KRYPT zu musizieren. Dann herrschte Stille rund um die Band. Bis letztes Jahr urplötzlich drei düstere Gestalten aus dem Nebel auftauchten und verkündeten: TSJUDER sind zurück!

Und nun liegt das Comeback-Album vor, eingespielt im klassischen TSJUDER-Line-Up mit Nag (Gesang, Bass), Draugluin (Gitarre) und AntiChristian (Schlagzeug). Auf den Namen „Legion Helvete“ hört das gute Stück, die Heerschar der Hölle. Ein programmatischer Titel, wie sich herausstellen wird, denn TSJUDER veröffentlichen mit ihrem neuen Album nicht nur eine weitere kleine Black-Metal-Bosheit, sondern ein tiefschwarzes, düsteres, kaltes Kunstwerk.

So beginnt das Album gleich mit einem schwarzmetallischen Paukenschlag in Form des wütenden „The Daemon Throne“, dessen kalt-klirrende Gitarren im Zusammenspiel mit dem teils treibenden, teils blastenden Schlagzeugspiel AntiChristians sowie Nags raue Screams gleich klar machen, wo der schwarze Hase langläuft: TSJUDER sind sich selbst auch nach fünf Jahren Abstinenz immer noch treu. Das darauffolgende „Fra En Råtten Kiste“ drosselt das Tempo zunächst und erinnert ein bisschen an BURZUMs Glanzzeiten, bevor die drei Norweger auch hier eine Schippe Geschwindigkeit nachlegen. Mit „Dauðir“ gibt es dann einen kurzen, fiesen Song voller Raserei zu hören, bevor „Voldsherskeren“ mit seinen (im positiven Sinne) leicht sperrigen Drums und dezent thrashigen Riffs zeigt, was für ein grandioses Album GORGOROTHs „Ad Maiorem Sathanas Gloriam“ hätte sein können, wenn das Ganze mit einem durchdachteren Songwriting versehen gewesen wäre. Das alles gipfelt schließlich in dem abschließenden, fast epischen Zehn-Minuten-Song „Vårt Helvete“, der noch einmal alle Stärken des Albums, die kalten, hasserfüllten Atmosphäre-Brocken wie die wütenden Rasereien, miteinander vereint und klar macht, dass TSJUDER mit ihrem Comeback-Album nicht nur sich selbst treu geblieben sind, sondern ihren ureigenen Stil noch ein Level höher gehievt haben.

„Legion Helvete“ besticht damit nicht nur mit den TSJUDER-üblichen Trademarks, sondern bietet mit seinen messerscharfen Riffs und dem abwechslungsreichen, für „True“-Black-Metal-Verhältnisse ungewöhnlich komplexen Drumming Old School Black Metal auf extrem hohem Niveau. Als Bonus gibt es dann noch eine Portion Eingängigkeit, für die TSJUDER nicht einmal Rock-Einflüsse brauchen, wie so viele andere Genre-Kollegen, sondern die sich praktisch von ganz allein aus dem superben Songwriting der drei Herren aus Oslo ergibt, das Material aber nie zu einfach, zu seelenlos erscheinen lässt.

Ausgestattet mit einem kalten, atmosphärischen, aber dennoch zur Genüge differenzierten Sound wird „Legion Helvete“ damit zu einem Black-Metal-Album, das sich gewaschen hat. Diese Scheibe ist wütend, kalt, atmosphärisch, an den richtigen Stellen eingängig, an anderen Stellen erstaunlich komplex, wirkt aber trotzdem immer wie ein einziges, homogenes Stück Kunst. Oder kurz: „Legion Helvete“ ist das vielleicht beste Album, das der Black Metal der alten norwegischen Schule in den letzten Jahren gesehen hat.

06.10.2011
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