Bald kommt der Nikolaus. Der hat ’n Sack. Da is’ ’n Knüppel drin.
Nach Australien kommt der Nikolaus nich’ – weil zu heiß!
Hat ’ne Vertretung. So ’n Känguru.
Das hat keinen Sack – weil zu heiß!
Hat ’n Beutel.
Hat auch keinen Knüppel – weil zu heiß!
Hat ’n neues Album im Beutel…
Und das ist auch zu heiß… zumindest für jene, die denken, im modernen Thrash-Feld mit Death-Einwüchsen sei schon so ziemlich alles beackert. Wer sich schon länger von den üblichen Verdächtigen wie SOILWORK oder meinetwegen auch den neueren THE HAUNTED nicht mehr gefordert fühlt, darf dem Känguru mal in den Beutel greifen. Aber jeder nur ein Teil! Und das knüppelt dann, dass es kracht!
Das fünfte Album von TRUTH CORRODED “The Saviours Slain“ knallt vorgenannte Opfer der Altersmilde gleich mit dem ersten Song weg und präsentiert sich über die gesamte Lauflänge auf einem beeindruckenden Niveau, das neunzig Prozent der ähnlich gelagerten Formationen heftig dagegen abstinken… kann ja auch nicht jeder aus Australien kommen.
Dabei wird nicht nur brutal gebolzt – nein! – der Fünfer hat stets den Song als solchen im Blick und kann bei allem Gewüte dennoch alle elf Songs plus Intro so interessant gestalten, dass diese großartige Nachhaltigkeit entwickeln.
Da gemahnt ein Song wie “It’s Fear I Breath“ auch hinsichtlich Atmosphäre an GOJIRA, während die überaus gesunde Thrash-Basis, auf der das Songgerüst aufbaut, mehr als solide ist. So erinnert das grandiose “The Last Of My Flesh“ an die Thrash-basierten Todesmetaller von MALEVOLENT CREATION und hätte im Prinzip auch auf einem deren jüngeren Alben stehen können… achja – da passt es ja, dass man Bret(t) Hoffman(n) von eben jener Death-Institution für ein paar Gast-Vocals verpflichten konnte – und der Altmeister garniert diesen Nackenbrecher gekonnt mit seinem unverwechselbar peitschendem Brüll-Gekeife, dass es einem die Freudentränen in die Augen treibt. Dabei passt auch das Organ des etatmäßigen Fronters stets wie Pott auf Deckel und trotz ständigen Geschreis wird auch der Mann am Mikro nie langweilig. Mit Craig Lociceros (FORBIDDEN) feinem Solo auf “They Are Horror“ hat man im Übrigen einen weiteren (personellen) Bezug zum Thrash hergestellt.
Neben aller Tradition ist das Ganze aber stets erfrischend modern und spätestens beim extrem fies groovenden Titelsong ist Koala-klar, dass die Aussies von TRUTH CORRODED ganz oben auf dem Modern-Thrash-Gipfel stehen… mit Blick auf beispielweise SOILWORK haben sie sogar noch Stelzen an, während sie so auf dem Gipfel stehen.
Die Aussies sind bei aller Härte dann vielleicht nicht ganz so kompromisslos wie DIVINE HERESY, als diese mit Tommy Vext noch richtig gut waren (und hier auf metal.de sträflich unterbewertet), geben aber dafür unüberhörbar der Abwechslung den Vorzug, die sie nicht zuletzt durch den Einsatz melodischer Soli, die nie zum Selbstzweck oder gar Katzenabfackeln verkommen, stets herzustellen imstande sind. Schön, dass sich Songwriting und Geballer nicht ausschließen. Und selbst beim Ballern beschränkt sich Session-Schlagwerker Kevin Talley (u.a. MISERY INDEX) nicht nur auf den galoppierenden Doppelbass und die Schnarrtrommelzüchtigung, sondern schickt so arg nette Tom-Rolls in die Magengrube des Hörers… echt nett!
TRUTH CORRODED haben mit “The Saviours Slain“ den perfekten und zudem fett produzierten Soundtrack fürs anstehende Nikolausfest abgeliefert. Nikolaus zieht dir den Sack über’n Kopf und Knecht Ruprecht verdrischt dich dann ganz arg mit der australischen Känguhüpf-Urlaubsvertretung…
Schöne Adventszeit!
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