Italien und Metalcore sind in der Regel zwei Dinge, die sich von Grund auf beißen – zumindest habe ich bisher selten gute Erfahrungen mit Bands vom Stiefel gemacht, Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine davon sind TRUE LIE. Die Jungs sind zwar kein Anwärter für die internationale Königsklasse, setzen sich mit „At The First Glare Of A Colder Sky“ aber immerhin in diesem Jahr gegenüber den Landsleuten problemlos durch.
Internationaler Vergleich hin oder her, das Debütalbum des Quartetts kann was. Dabei wäre Metalcore tendenziell zu kurz gegriffen, denn der Metal-Anteil überwiegt schlussendlich. Auf Vorbildersuche muss man sich nicht lange begeben, TRUE LIE haben sich ihre Lehrstunden fraglos jenseits des großen Teichs geholt: LAMB OF GOD, AS I LAY DYING, TRIVIUM und allen voran KILLSWITCH ENGAGE haben deutliche Spuren auf „At The First Glare Of A Colder Sky“ Großbuchstaben! hinterlassen.
Trotzdem macht die Zusammensetzung der Einzelteile mehr Spaß als im Vorfeld erwartet. Häufig ziehen TRUE LIE ihre Ideen in hohem Tempo los, setzen Breakdowns nur wenn nötig ein und garnieren das Ganze mit einer Fülle an ins Ohr gehenden Melodien. Klar ist aber, ein bisschen Arbeit liegt noch vor den Italienern.
Allen voran bei den Vocals ist auf „At The First Glare Of A Colder Sky“ wenig Spannung zu finden. Gitarrist Carlo Stefanucci ist zwar stets bemüht, mit einem Wechselspiel aus Geschrei, wütendem Gebell und Klargesang für Abwechslung zu sorgen, bewegt sich dabei aber lediglich in soliden Sphären. Anders sieht es da eben beim Songwriting aus – hier gibt’s Modern Metal meets Metalcore satt.
Knackig, eingängig und zeitweise gar packend. TRUE LIE liefern zwar nicht die großen Hits, zeigen sich in ihren acht Stücken aber durchgehend auf einem hohen Niveau. Peitschende Strophen, auf Ohrwurm getrimmte Refrains, denen es letztlich nur an ganz großen Momenten fehlt. Wer wie ich in der Vergangenheit mit italienischem Metalcore schlechte Erfahrungen gemacht hat, sollte TRUE LIE gar zwingend antesteten, aber Fans der oben genannten Bands sollten sich diese gutklassige europäische Alternative ebenfalls nicht entgehen lassen – wirklich gute sechs Punkte!
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