Trollfest - Flamingo Overlord

Review

Die Zeiten, in denen TROLLFEST Norwegisch und Deutsch zu einer Art Trollsprache vermischt haben, sind mittlerweile vorbei, und von Coverversionen lassen sie ebenfalls die Finger. Dafür vergreifen sie sich an Flamingos, die seit Jahren im Trend liegen. Warum, weiß keiner so genau, sie sind eben pink und stehen auf einem Bein. Vielleicht schmecken sie gut? Keine Ahnung, das neue Album der durchgeknallten Trolle hört jedenfalls auf den Namen „Flamingo Overlord“.

TROLLFEST – Party in pink

Da die neue J.B.O. hier in der Redaktion mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde, ist es gut, dass noch eine Alternative in Form eines pinken Metalalbums 2022 ins Haus steht. TROLLFEST bewegen sich auf Folk-Metal-Pfaden und ein Blick auf die Tracklist zeigt, dass der Flamingo nicht nur auf dem Cover regiert. Mit dem Opener „Dance Like A Pink Flamingo“ wollte sich die Band sogar für den Eurovision Song Contest qualifizieren, hat es aber nicht geschafft. Schade, mit der Band und ELECTRIC CALLBOY wäre die Veranstaltung vom vergangenen Wochenende vielleicht sogar einen Blick wert gewesen.

„All Drinks On Me“ bittet Jonne Järvelä von KORPIKLAANI zu Gast und der Song könnte gut aus der Trinkliedplaylist der finnischen Waldschraten stammen. Doch wer denkt, die Band hätte nach zwei Songs ihr Beklopptheitspulver verschossen, der irrt sich. „Twenty Miles An Hour“ verbindet Folk Metal, Rap, Autohupen und Saxophone miteinander und das Ergebnis klingt überraschend hörbar. Bescheuert, aber hörbar!

Wer mit TROLLFEST nicht vertraut ist, hat bei den folgenden Songs mehr als einmal ein fettes Fragezeichen über dem Kopf schweben. Es hilft vermutlich, sich ein paar (Dutzend) „Flamingo Libre“ während des Hörgenusses hinter die Binde zu kippen. Was das sein soll, lässt die Band offen. Ich rate dazu, in einen Cuba Libre zu viel Granatapfelsirup zu kippen, bis die gewünschte Farbe erreicht ist. Wem das nicht reicht, der kann sich gleich ein paar „Piña Colada“ hinterherkippen, das den folkigen Metal mit einer ordentlichen Portion Reggae mischt. Etwas anstrengend wird es dann bei „Overlords Have Feelings“.

„Flamingo Overlord“ ist ein bisschen zu sehr Overkill

Und damit ist nicht die Band gemeint, aber TROLLFEST sind definitiv mehr Live- und Saufband als zum Nebenherhören gedacht. Dafür sind die Stücke eine Spur zu bekloppt. Wer auf einen wilden Ritt voller Stilmixe, Klamauk und Party mitgenommen werden will und wem ALESTORM immer zu spießig waren, ist mit „Flamingo Overlord“ definitiv gut bedient.

21.05.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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