Troll - Neo-satanic Supremacy

Review

Dass ich das noch erleben darf. Jeder hat die Helden seiner Jugend, und es ist ein sehr ambivalentes Gefühl, diese Helden nach einer langen Pause zurückkehren zu sehen. Meine Helden sind TROLL – beziehungsweise ist Nagash mein Held, er ganz alleine. Wer mit 17 ein Album wie „Drep De Kristne“ und parallel noch COVENANTs „In Times Before The Light“ aufnimmt, kann nur ein Halbgott sein. Über das, was danach passiert ist, kann man getrost den Mantel des Schweigens breiten. Was aus THE KOVENANT, DIMMU BORGIR, vor allem TROLL und allen anderen (auch ehemaligen) Betätigungsfeldern dieses Mannes geworden ist, ist nicht unbedingt der Rede wert.

Jetzt ist allerdings 2009, und TROLL sind nach jahrelanger Pause zurück. Nicht als Soloprojekt, sondern als vollständige Band mit einem wieder völlig auf das Wesentliche fokussierten Nagash an der Front. Um’s kurz zu machen: „Neo-satanic Supremacy“ ist alles, womit niemand gerechnet hat. Das Norwegischste seit LJAA und KOLDBRANN, das Schmissigste seit „Black Shining Leather“, das Album mit den geilsten Keyboardmelodien seit GEHENNAs „Second Spell“. Und dabei völlig anders, nämlich absolut kompakt, dynamisch, druckvoll und so wiedererkennbar, dass sich TROLL ihren Stil patentieren lassen sollten.

Wer daran ernsthafte Zweifel hat – was ich verstehen könnte – der wird genau einen Hördurchgang durch diesen vierzigminütigen Satanstrip brauchen, um von „Neo-satanic Supremacy“ überzeugt zu sein. Schon die hinterrücks anrückende Synthesizerlinie im Opener „Til Helvete Med Alt“ ist einfach bestechend. Die windigen Streicher in „Gaa Til Krig“ entführen jeden, der die norwegischen Mittneunziger liebt, in ein Kopfkino seiner Jugend. Das trollwalzerhaft klavierklimpernd beginnende „Mörkets Skoger“ wirkt fast melancholisch, mit wunderschönen Leadgitarren und ausschweifenden Doublebass-Passagen. „Hvor Taken Ligger Sa Trist Og Gra“ ist mit einfachem Riffing und eher majestätisch-nachdenklichen Melodien der ruhende Mittelpunkt. Dann geht’s mit dem zweieinhalbminütigen Titeltrack in den Endspurt – und das ist ein echter Smashhit.

Überhaupt hat Nagash straight rockende Black-Metal-Songs mit plakativ-satanischen Mitsingrefrains für sich entdeckt: auch „Alt For Satan“, „At The Gates Of Hell“, „Burn The Witch“ und vor allem das abschließende „Age Of Satan“ schlagen voll in diese Kerbe. Das Tempo ist allgemein hoch, es passiert in allen Instrumenten enorm viel, und Nagashs Stimme ist böser denn je und voll auf der Höhe.

Das macht, zusammen mit der recht modernen Produktion, den Siebensaiter-Gitarren und dem wuchtigen Drumming eine lupenreine Metalplatte, die definitiv nicht nur alten Anhängern gefallen wird, auch wenn alle alten Trademarks aus „Drep De Kristne“ hier wieder vereint sind. Sicherlich ist das Album bewusst mehr auf Mainstream-Linie als seine Vorgänger, aber das ändert nichts daran: „Neo-satanic Supremacy“ ist ein unheimlich kurzweiliges Scheibchen, mit zehn kompakten, überraschend einprägsamen Black-Metal-Songs. Keiner davon fällt qualitativ nennenswert ab, was ich auf Albumdistanz lange nicht erlebt habe. TROLLs Comeback-Album ist der große, erwachsenere Bruder von „Enthrone Darkness Triumphant“ – böser, eingängiger, ernstzunehmender, unterhaltsamer und dabei so derart klischeetriefend, dass man sich einfach nur wohl darin fühlen kann.

15.01.2010

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2 Kommentare zu Troll - Neo-satanic Supremacy

  1. brazzo sagt:

    Keyboard geschwängerter Black Metal wie Mitte/Ende der neunziger Jahre: herrlich!!

    9/10
  2. steffen sagt:

    hm, habe mich von Alboins Euphorie anstecken lassen und würde nun sagen, dass es mir auch nichts ausmachen würde, hätte ich das Album nicht gekauft. Alles gut gemacht, aber letztlich fehlt die Magie von Drep de Kristne. Manchmal sollte man die alten Zeiten alte Zeiten sein lassen, da manche es nicht verstehen, die Atmosphäre von früher einzufangen. 6,5 Punkte, hier zwangsweise aufgerundet auf 7.

    7/10