Troll Bends Fir - Hopheart

Review

So richtig ungezwungen fröhlich geht es bei der „Russian Beer Folk“-Band TROLL BENDS FIR auf „Hopheart“, trotz aller Flötenklänge und durchgezogener Humppa-Taktik, nicht zu. Der Nervfaktor ist durch die freilaufenden Flöten allerdings hoch, so richtig im Griff hat die Band die Biester nicht immer. Gesanglich sind wir sehr nah an RUSSKAJA oder GOGOL BORDELLO, allerdings unterscheiden sich TROLL BENDS FIR von den genannten Truppen darin, dass sie die beiden Elemente Rock und Folk nicht verbinden, sondern eher lose abwechseln. Die letztendliche Verschmelzung bleibt dem Hörer verwehrt und selbst wenn Flöte, Akkordeon, Maultrommel und E-Gitarre gleichzeitig spielen, so bilden sie doch keine Einheit.

Einzelne musikalische Passagen sind gut gelungen wie das Intro von „St.Patrick’s Day“, die Geige verbreitet warme Stimmung und gibt eine schöne schwermütige Weite ab. Gleiches gilt für die Ballade „Damned Bottle“, nach dem schönen Anfang verliert sich das Stück aber in alle Himmelsrichtungen und befriedigt nicht wirklich… außer man mag schmalzig klingende Stücke, in sonorem Russisch vorgetragen. Da TROLL BENDS FIR in ihrer Muttersprache singen, kann ich inhaltlich wenig bewerten, entsprechend meiner Internet-Recherche sollen die Russen aber irre witzig sein. Die Lyrics klingen sehr ambitioniert und werden emotional bis theatralisch vorgetragen. Die ruhigeren Stücke ziehen den Schnitt von „Hopheart“ allerdings stark herunter, dafür sind die midtempo-Parts und die rasanten Passagen (instrumental gesehen) zumindest ausbaufähig. „Hitting An Owl With A Stump Is The Same As Hitting A Stump With An Owl“ leistet sich kaum Patzer und löst doch keine Begeisterungsstürme aus. „First Metalsmith“ klingt ganz nett als Anfangsmusik für eine Kinderserie, mit Beer-Folk á la KORPIKLAANI hat das aber nicht wirklich etwas zu tun. Der deutsche Song „Bierleichen“ kann dann auch inhaltlich bewertet werden und das Stück über die „Bierbrüder“ von denen „…der Linke schnarcht wie alte Hund und Speichel läuft aus seinem Mund…“ ist ist meiner Meinung nach gar nicht mal so lustig, sondern eher anstrengend affektiert.

Mangelnde Harmonie ebenfalls beim femininen und männlichen Gesang, die beiden überholen sich teilweise gegenseitig und die Kombination bleibt eher mäßig spannend. Mich kann keines der Lieder komplett überzeugen und TROLL BENDS FIR rennen kunstvoll in alle Ecken, ohne dem Song einen nachvollziehbaren Aufbau zu gönnen. Es wird getrommelt, munter gerufen, geflötet bis der Arzt kommt und doch klingt alles unfertig wie im Schnelldurchlauf. Ein typisches 4,4 Punkte-Album und die Frage stellt sich, wie man das selbsterfundene Genre „Russian Beer Folk“ interpretiert. Soll es zum bierseligen Kneipenabend animieren oder kann man es ohne viel Bier schwer ertragen?

16.12.2013

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