Trivium - Shogun

Review

Überliefert in unsere Sprache, ist ein Shogun ein (militärischer) Anführer und Machthaber, der auch nach der japanischen Kaiserkrone gegriffen haben soll und sich damit nicht nur das Land Japans aneignete, sondern auch den bis dahin herrschenden Kaiser aus seinem Herrschaftsgebiet verdrängte.

Dass TRIVIUM nun genau diesen Namen für ihr viertes Album gewählt haben, mag sehr viel mehr bedeuten, als dass man die Songs einfach irgendeinem Namen unterordnen musste. Mein Kollege David warf im Zuge der Rezension von „The Crusade“ die Frage auf, ob TRIVIUM nun die IRON MAIDEN der Neuzeit werden bzw. ob es in der heutigen Zeit überhaupt noch möglich sei, eine Metalband mit einem derartigen Kultstatus zu werden. Er verschob die Beantwortung der Fragen auf den Nachfolger, der hiermit nun gekommen ist. Und damit auch die Antwort auf alle Fragen. Zumindest die meisten…

Schauen wir uns dazu die Musik an. Der Opener „Kirisute Gomen“ eignet sich bestens als Einstimmung wie auch als Repräsentant der kommenden 66 Minuten. Zwei Punkte fallen dabei sofort auf: Zuerst einmal beginnen TRIVIUM wieder mit einer akustischen Passage, die im Song integriert und sehr kurz gehalten ist, man aber trotzdem als gelungen ansehen kann. Der zweite Punkt ist der, dass die Shouts ihren Weg zurück in die Musik gefunden haben, welche sich auch wie ein Leitfaden durch das ganze Album ziehen. Gerade das werden viele Fans begrüßen, wurde deren Abstinenz auf „The Crusade“ doch von vielen kritisiert. Der Song selbst besteht ansonsten aus zwei Teilen, die grundverschieden sind. Auf der einen Seite eine massive und raue Gitarrenwand, teils unterlegt mit Double Bass-Attacken und auf der anderen Seite ein extrem melodischer Refrain, der sofort ins Ohr geht und dieses auch nicht mehr allzu schnell verlässt. Man fühlt sich schnell an „Detonation“ von der Vorgängerscheibe erinnert, wobei das auch nur von der Songstruktur her zutrifft und die beiden Lieder vom Klang her kaum vergleichbar sind. Überhaupt lassen sich Vergleiche zu „The Crusade“ nur sehr schwer ziehen, denn TRIVIUM haben es scheinbar auf die Bestleistung, das historische Meisterwerk abgesehen, dass da nun mal „Ascendancy“ lautet. Erinnern wir uns hiermit wieder an die Frage nach der Wahl des Albumtitels…

„Torn Between Scylla And Charybdis“ führt diesen Weg widerstandslos fort. Auch wenn die Melodien hier weitestgehend überwiegen, zeigt sich der Song in seiner Form für TRIVIUM-Verhältnisse komplex und überrascht zur Mitte hin mit einem netten Gitarrensolo. Das folgende „Down From The Sky“ ist dann wohl das Lied mit absolutem Hitpotential. Hier ist sehr viel mehr als eine Parallele zu „Ascendancy“ vorhanden. Das hier IST „Ascendancy“ und sollte es bis dahin noch Zweifler gegeben haben, dass TRIVIUM es nicht schaffen würden an den Riesenerfolg anzuschließen, ist dies der Zeitpunkt, an dem sie verstummen. Selten haben Shouts und Gesang so gut zueinander gepasst, selten hat sich eine Strophe so in einen einzigartigen Refrain gesteigert. Klar, das Lied ist sehr einfach gehalten, aber warum auch nicht? Und sie machen es genau richtig, dass sie mit „Into The Mouth Of Hell We March“ von der Struktur und Melodie her einen weiteren Kracher nachlegen, wenn auch nicht auf einem derart hohem Niveau wie dem Vorgängersong. Den zu toppen, dürfte sich allerdings auch als fast unmöglich erweisen.

Danach geht es mit „Throes Of Perdition“ weiter, das erneut mit ansprechenden Gitarren beginnt, und sie anschließend auch in ihrer dominierenden Position aufrecht hält. „Insurrection“ reiht sich da nahtlos ein. Im Refrain musste ich, gerade wegen der Gitarrenarbeit, an „Anthem“ vom Vorgängeralbum denken, wobei „Insurrection“ eine ganze Stufe härter anzusehen ist. Nicht nur wegen den Shouts.

Man könnte nun jeden Song einzeln als absoluten Ausnahmesong hervorheben, was allerdings die übliche Reviewlänge sprengen würde. Daher werde ich euch Leser an dieser Stelle mit den letzten Songs alleine lassen, aber den Hinweis geben, dass jeder einzelne davon seine Daseinsberechtigung hat.

Bleibt am Ende noch die Antwort auf die Frage von Kollege David. TRIVIUM spielen sich mit SHOGUN nicht in die vorderste Liga, denn dort sind sie schon seit einiger Zeit. Den Kultstatus werden sie auch mit diesem Album nicht erreichen, das geht nur im Zusammenspiel mit sehr viel Zeit. Schließen die Nachfolgealben vom Niveau an dieses neue Meisterwerk an, kann ihnen diesen auf Dauer hin keiner nehmen. Die Tage, an denen man sie mit METALLICA in Verbindung brachte, sind gezählt. „Shogun“ ist nichts anderes als TRIVIUM.

23.09.2008
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