Trist - Willenskraft

Review

„Willenskraft“ besteht zu großen Teilen aus Rauschen. Waldesrauschen, das Rauschen der Brandung, der Wind über den Feldern und so weiter und so fort. Das wird dann und wann mit Effekten und Ereignissen durchsetzt; dazwischen steht sporadisch monotoner Ambient Black Metal moderater Geschwindigkeit, unterlegt mit Doublebass-Gewitter, hohem Kreischen und leisem Keyboard. Das alles ist sehr flächig geraten, will heißen: TRIST versucht, den Hörer mit riesigen Wänden zu erdrücken. Mehrere Kilometer Wasser in alle Richtungen, schwindelerregende Höhen in eisigen Lüften und menschenleere Eiswüsten: Das ist die Welt von TRIST, nur aus Extremen, romantischer Verklärung und Ödnis gebaut.
Tristan bzw. Aran, ehemals bei den leider verschiedenen und im Hinblick auf die Black-Metal-Elemente dezent vergleichbaren LUNAR AURORA angestellt, sucht sich dann und wann eine zentrale Harmonie aus und streckt sie in die Ewigkeit. Echtes Liederschreiben kann man das natürlich nicht nennen und Dinge wie Entwicklung, Dynamik und ähnliche Verlockungen traditioneller Kompositionskunst sucht man ohnehin vergebens, aber genau darum geht es auf „Willenskraft“ ja eben nicht.

Sicherlich könnte man mit etwas bösem Willen mit Phrasen wie „uninspirierter Müll, der Atmosphäre hervorrufen soll“ um sich werfen. Das greift, so unangemessen es der Absicht des Künstlers sein mag, ein gewisses Problem der Platte auf, nämlich das erwähnte Sich-in-die-Länge-ziehen. TRIST bedienen hier die besonders in den letzten Jahren erstarkte Nische des monotonen und wahlweise melancholischen Black Metal. Ambient (als Genre) steht nicht nur drauf, sondern ist auch drin. Nur: Bahnbrechendes lässt sich auch hier nicht rausholen, weder im Sinne von Innovation noch im Sinne hochwertigen Materials.

Ob die gewünschte Atmosphäre nun hervorgerufen wird oder nicht, dürfte stark von der Stimmung und noch stärker vom jeweiligen Hörer abhängen. Die Nonkonformisten unter uns Nonkonformisten werden das Album natürlich lieben müssen wegen Atmosphäre, Düsternis, Innovation etc. pp., aber es entsteht doch der Eindruck, dass da im schwarzmetallischen Hörerkreis ein bestenfalls lauer Aufguss von Ideen vermarktet werden soll, der auf unzähligen Dark-Ambient-Black-Metal-Veröffentlichungen und/oder Feldaufnahmen und in deren Schnittmenge bereits besser verwirklicht wurde.
Das Plakative am Wesen von „Willenskraft“, die Reduktion auf die allerwesentlichsten Bestandteile, wirkt ein bisschen lieblos und ist da eher kontraproduktiv – Atmosphäre lässt sich eben nicht durch das Reinprügeln von Monotonie aufzwingen. Der eine oder andere Umweg hätte dem Album sicher nicht geschadet.

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12.04.2009

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